»Lieber Weihnachtsmann,

ich hoffe, es geht dir gut da oben im Himmel. Ich heiße Ali und gehe noch in die Grundschule. Ich schreibe dir heimlich, denn meine Eltern sagen, dass Weihnachten kein Fest für Moslems ist. Ich finde das blöd, denn alle meine Freunde in der Schule kriegen endviel Geschenke. Die sitzen alle auch am 24. Dezember mit ihrer Familie feierlich zusammen, essen ganz viel Schokolade und so Sachen. Bei uns gibt es nur ein ganz normales Abendessen. Ich würde auch gern die Geburt von Jesus feiern. Aber meine Freunde in der Schule sagen, ich darf das nicht, weil ich ein Moslem bin.

Ich versteh das nicht, denn wenn ich meinen Vater nach Jesus frage, dann sagt er, dass Jesus voll in Ordnung war und den Menschen ganz wichtige Sachen von Gott erzählt hat. Alle Moslems glauben, dass er von Gott geschickt wurde und dass er einfach so ohne einen Papa aus dem Bauch von Maria kam. Auch an viele Geschichten aus der Bibel glauben ja die Moslems. Warum sich mein Vater immer über die Christen aufregt versteh ich gar nicht so richtig. Vielleicht ja, weil die glauben, dass Jesus am Kreuz getötet wurde und er der Sohn von Gott war. Das macht Papa stinkig. Er glaubt nämlich, dass der liebe Gott den echten Jesu vom Kreuz genommen hat und er sagt auch, dass Gott keinen Sohn haben darf. Ein ganz schönes Durcheinander.

Aber ich finde es echt komisch, dass man sich wegen so etwas so viel streiten kann. Die Leute gucken nur darauf, was anders ist, nicht, was gleich ist. Meine Schwester mag ich ja auch, obwohl sie anders aussieht.

Einmal war ich in der Kirche und als ich das meinem Vater erzählt hat, hat er nichts dagegen gehabt. Die beten in der Kirche den gleichen Gott an wie wir in der Moschee, sagte er. Deshalb gehe ich jetzt auch mit meiner Klasse wieder hin, um dort zu singen. Ich mag die bunte, große Krippe in der Kirche.

Meinem Freund Julian habe ich gesagt, dass Jesus ein Jude ist, Er wollte mir das nicht glauben und hat nicht mehr mit mir gesprochen. Und als ich ihm sagte, dass die drei Heiligen Könige aus dem Iran und Syrien kommen, da hat er mich gehauen. Dabei stimmt das doch, oder?

Gut, dass er nicht weiß, dass Nikolaus aus der Türkei stammte. Wer weiß, was er sonst gemacht hätte. Am Freitag stellen ja alle für ihn wieder ihre Schuhe vor die Tür. Damit der Nikolaus was reinlegt. Er hat früher ganz viel den Armen geholfen. Heute hilft er irgendwie allen, nur bei mir kommt er nicht vorbei. Das finde ich blöd. Maximilian sagt das auch. Denn wenn er alle Menschen liebt, kann er ja auch bei mir vorbeischauen. Oder nicht? Ich war auch richtig brav im letzten Jahr und habe ganz viele gute Noten bekommen, besonders in Religion.
Ich stelle also mal die Schuhe vor die Tür und sehe, was passiert. Vielleicht bekomme ich ja auch von dir zu Weihnachten ein Geschenk. Das wäre voll super. Ich würde dann allen sagen, dass du der Beste bist. Versprochen.
Liebe Grüße
Ali«

Manchmal vergessen wir, wie ähnlich sich Christentum und Islam doch sind. Weihnachten ist ein guter Moment, um die Gemeinsamkeiten zu sehen, Menschen einzubinden statt sie auszugrenzen. In diesem Sinne, besinnliche Tage, sagt ein nachdenklicher Mounir.

#mounirstuesdaypost

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