Sensationslüsternde Sexismus-Debatte – was bringt’s?
Um eins vorwegzunehmen – normalerweise schaue ich mir diese Talkrunden im öffentlich rechtlichen Fernsehen schon lange nicht mehr an. Sie gingen mir mehr und mehr auf den Keks.
Gestern Abend aber war ich dazu in der Laune, gerade auch, weil die Thematik, welche seit ca. einer Woche an verschiedensten Stellen brodelt, mich tatsächlich in seiner Aufbereitung interessierte:
„maybrit illner“ zum Thema „Schote, Zote, Herrenwitz – ist jetzt Schluss mit lustig?“
Zukünftig halte ich mich von Talkrunden wieder fern. Diese Diskussionsrunde war einfach lächerlich im Hinblick auf die Ernsthaftigkeit des eigentlichen Themas „Sexuelle Belästigung“.
Wie gesagt, im Hinblick auf das eigentliche Thema, womit ich auch schon bei meinem Aufreger bin. Denn in der Diskussion ging es gerade eben nicht allein um dieses nach wie vor ohne Zweifel diskussionswürdige, gesellschaftsrelevante Thema!
Es wurde Eintopf gekocht.
Eintopf, der der ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Thema eher schadet als nützt, da einem nach Genuss der Mahlzeit einfach so übel ist, dass man das Gegessene nur noch loswerden will, unabhänig davon, ob die einzelnen Zutaten ursprünglich von hoher Qualität waren: verschiedenste Dinge werden in einen Topf geschmissen, einmal gut umgerührt, anschließend der Deckel drauf gedrück und der Topf mit der Banderole „Sexismus“ versehen.
„Sex sells“ – funktioniert auch an den Stellen, an denen man doch gerade dagegen angehen will. Paradox.
Meine Übelkeitsattacke
– auch auf die Gefahr hin, dass einige Leserinnen und Leser dem weiteren Inhalt dieses Post überhaupt nicht zustimmen werden.
Offensichtlich hat der STERN-Bericht einen Nerv getroffen, der in unserer Gesellschaft offenkundig noch immer bloß liegt und womit es sich lohnt, sich auseinanderzusetzen.
Was aber das Magazin STERN betrifft, hat diese Art der Anprangerung für mich ein sehr verlogenes „Geschmäckle“ – hat jemand schon mal ausgerechnet, wie viele STERN-Titelcover im Jahr von nackten (meist Frauen-)Tatsachen geziert werden?
„Gewonnen“ hat letztlich leider erstmal nur der STERN, der mit einem – ein Jahr später nachgereichten – Essay, es nicht nur zur großen Schlagzeile brachte, sondern das Thema in publikumswirksamen TV-Talkshows platzieren konnte; umsatzgierig und sensationslüsternd.
Was jetzt aber passiert?
Ich befürchte, dass die durch Herrn Brüderles Verhalten vor einem Jahr und der damit jetzt erst verbundenen Veröffentlichung dieses geschmacklosen Spruchs durch die Stern-Journalistin, die ein oder anderen engagierten Frauen gar nicht merken, dass sie mit ihrer übertriebenen, reflexartigen Anprangerung, was konkret diese Situation betrifft, genau das Gegenteil von dem erreichen, wofür sie eigentlich kämpfen wollen, und wofür es sich auch lohnt, zu kämpfen.
Anstatt zwischen sexueller Belästigung (die, und da gibt es überhaupt keine Toleranz, natürlich bekämpft werden muss) und ‚Bagatellen‘ eine klare Grenze zu ziehen, und damit eine ernsthafte und ernstzunehmende Auseinandersetzung zu unterstützen, manifestieren manche Frauen und Männer mit Äußerungen, die alles und die Männer im Allgemeinen über einen Kamm scheren, den weiblichen Opferstatus.
Das regt mich auf!
- Vor etlichen Jahren sagte mir ein damals etliche Jahre älterer Mann, ich sehe ein wenig aus, wie Katrin Krabbe, meine Haut sei allerdings schöner, was wohl daran läge, dass ich keine männlichen Hormone, wie die Sportlerin zu mir nähme, eine wenig mehr andere Hormone an anderen Stellen, mir jeodch nicht schlecht stehen würden.
War das sexistisch? – Ja! War das sexuelle Belästigung? – Nein!
War mein Hinweis an ihn, ihm könne die ein oder andere Hormongabe ob der schütteren Haare auch nicht schaden, angebracht? – Ja! Danach haben wir in lockerer Runde noch gemeinsam einen Wein getrunken. - Beim Ausstieg aus dem Zug griff mir ein Mann im Gedränge mit voller Absicht an den Hintern.
War das sexistisch? – Ja! War das sexuelle Belästigung? – Ja! War die Backpfeife, die ich ihm aus dem Affekt heraus gegeben habe angebracht? – Ja! Würde ich mit diesem Menschen im Anschluss an einen solchen Vorfall einen Wein trinken? Nein, nie!
Was ich mit diesen Beispielen sagen will?
Ich habe auch schon den ein oder anderen Spruch kassiert, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Umfeld, auf der Skihütte oder bei der Arbeit. Ist nicht angenehm! Und? Perfekt, wenn es dann einen Spruch zurück gibt und die Sache damit erledigt ist.
Wenn es aber tatsächlich zu einer Belästigung wird, gibt es Institutionen, Anwälte etc., die dann selbstverständlich die Rechte der betroffenen Frau vertreten sollen und müssen!
Wo sind die Unterschiede?
Mir geht es darum, dass doch zwischen schlechtem Benehmen und tatsächlicher Belästigung oder grausameren, sexuellen Tätlichkeiten unterschieden werden muss. Viele werden jetzt denken: Falsch – wehret den Anfängen. Ich denke, wehret den publikumswirksamen, undiffernzierten Diskussionen, die allein dazu dienen, Fronten zu verhärten und mögliche „Verbündete“ zu verkraulen.
Die jetzt an vielen Stellen geführte sogenannte „Sexismus-Debatte“ hat für mich kaum mehr was mit einem Widersetzen gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt zu tun. Menschen und Fakten wurden leider dabei instrumentalisiert.
Das Desaster im Zusammenhang dieser Debatte: die reflexartigen Betroffenheitsbekundungen haben genau das Gegenteil dessen zur Folge, was sie glauben, bewirken zu können: Eine Festschreibung jeder Frau auf die Opferrolle und der für Frauen in Anspruch genommenen sittlichen Überlegenheit.
Ich meine: Jede Frau weiß doch für sich genau, wann Grenzen überschritten sind und kann mit ihrem Verstand unterscheiden, was welcher Mann zu welcher Tages- oder Nachtzeit und in welcher Situation von sich gibt.
Ernster Dialog – Fehlanzeige!
Mit dem oben beschriebenen Eintopfkochen, wird aber eine Hysterie produziert, die uns die globalen und politischen Missstände aus den Augen verlieren lassen. Stattdessen fordern einige Frauen anstatt der Gleichberechtigung eine moralische Höherstellung des weiblichen Geschlechts und schreiben parallel dazu den Opferstatus fest, aus dem wir Frauen uns doch gerade befreien wollten.
So kann es mit Sicherheit keinen aufgeklärten Dialog auf gleicher Augenhöhe zwischen Mann und Frau geben!
Warum versuchen wir nicht lieber, gemeinsam ein entspannteres Verhältnis der Geschlechter zueinander zu finden, anstatt immer und immer wieder das Gegeneinander vor das Miteinander zu stellen? Das Männer und Frauen unterschiedlich sind, ist eine Tatsache. Darauf muss nicht immer wieder herumgeritten werden. Das haben wir alle wohl inzwischen begriffen.
Bei aller gesellschaftlichen Relevanz und Diskussionswürdigkeit der Sexismus-Thematik, stellt sich mir die Frage, von welchen anderen aktuellen, drängenden Problemen diese breiten, oberflächlich angelegten, sensationslüsternden (Fernseh-)Diskussionen ablenken?
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Ich bin dankbar, die Möglichkeit zu haben, jeden Menschen, der mich blöd anmacht, belästigt oder noch Schlimmeres tut, vor Gericht zerren zu können – ganz im Gegensatz zu vielen Frauen in anderen Ländern!
Ich kann mich aber auch über Komplimente freuen!
Und ja, ich würde am Ende eines Bewerbungsgespräches einem potentiellen Arbeitgeber auf Nachfrage auch meine Telefonnummer geben, wenn sie nicht ohnehin schon in den Unterlagen steht, um zu erfahren, ob’s mit der Bewerbung geklappt hat, ohne darin gleich eine sexuell diskriminierende Handlung zu sehen.
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2 Responses to Sensationslüsternde Sexismus-Debatte – was bringt’s?
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WORTGEWÖLK
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Stimme Dir voll zu: Als Frau weg von der Opferrolle! Gleichberechtigung, Wehrhaftigkeit auch in diesen Fällen. Wenn mich (als Mann) jemand „anmacht“, gleichgültig ob Mann oder Frau, da reagiere/agiere ich dem Anlass entsprechend (hoffentlich).
Ich kann meinem Vorredner nur recht geben. Stimme dem Beitrag bzw Artikel voll und ganz zu. Schön geschrieben.