„Meinem Bein geht es leider nach wie vor schlecht, aber ansonsten geht’s mir gut!“, so meine gestrige Antwort auf die Frage des Orthopäden.

Offensichtlich nicht die Antwort, die der Arzt von mir hören wollte, wie sich im Verlauf des weiteren Gesprächs herausstellen sollte…

Mein Aufreger der Woche

Auf die Frage, ob ich Schmerzen hätte, antwortete ich mit „Ja, leider keine Veränderung seit den letzten eineinhalb Wochen.“

Er: „Wie lange haben sie die Schmerzen nochmals?“
Ich: „Wie schon gesagt, seit Anfang Oktober. Vor einem knappen Jahr war ich ja schon mal deswegen bei ihnen. Zum Glück gingen die Schmerzen da dann aber wieder weg.“
Er: „Aha. Und wie genau äußern sich die Schmerzen nochmals?“
Ich: „So, wie ich Ihnen das bereits bei meinen letzten beiden Besuchen beschrieben habe.“
Er: „Sind sie eingeschränkt? Machen Sie derzeit Sport?“
Ich: „Ja, durch die ständigen Schmerzen kann ich mich nicht normal bewegen. Nein, wie gesagt, seit Anfang Oktober nicht mehr. Sie hatten mir ja auch bei meinem letzten Besuch explizit davon abgeraten, bevor nicht der Befund feststehen würde.“
Er: „Aha – welches Bein war es nochmals? Ahja, das rechte. (kurze Pause) Ich merke, das Vertrauensverhältnis zwischen uns beiden ist gestört.“
Ich: „Wieso denken sie das?“
Er: „Naja, schon ihre Antwort auf meine Frage, als ich sie fragte, wie es Ihnen geht. Das geht so nicht.“
Ich: „Warum das denn nicht?“
Er: „Hören sie, eine solche Frage – „Wie geht es ihnen?“ – stellt man automatisch, als eine Form von Höflichkeit. Darauf gibt man keine solche Antwort.“
Ich: „Vielleicht nicht an anderer Stelle, bei einer zufälligen Begegnung. Aber ich bin doch hier bei Ihnen als Arzt, gerade weil es mir nicht gut geht und ich mir von ihnen Hilfe erhoffe. Daher bin ich davon ausgegangen, dass sie als mein Arzt ein wirkliches Interesse an meinem Befinden haben.“

Er schaut in seine Unterlagen – diktiert seiner Assistentin ein paar Stichworte für die Akte, die weder sie noch ich deutlich verstehen. Dann schaut er sich den Befund und die Bilder an und sagt mir, dass es so und so aussieht und es daher zwei Möglichkeiten der Behandlung gäbe. Ohne meine Reaktion auf die Therapievorschläge abzuwarten, fährt er wie folgt fort:

Er: „Sie schneien hier einfach so rein. Sie haben kein Vertrauen. Unser Vertrauensverhältnis ist gestört. Wenn ein Vertrauensverhältnis zu einem Patienten gestört ist, dann werde ich einen solchen Patienten auch nicht weiterbehandeln. So, wie sie freie Arztwahl haben, habe auch ich die freie Patientenwahl.“
Ich: „Ich verstehe nicht, warum sie so verstimmt sind?“
Er: „Ich bin nicht verstimmt. Ich sage nur, dass es zwischen uns nicht stimmt. Das ist nicht schlimm. Sie können sich gerne eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einholen.“
Ich: „Ja, bei einem solchen Thema hätte ich dies wohl ohnehin getan. Aufgrund der Diagnose und der vorgeschlagenen Therapiemöglichkeiten bin ich gerade auch ein wenig vor den Kopf gestossen. Ist vielleicht nachvollziehbar, wenn man so etwas als Frau Anfang vierzig gesagt bekommt?! Aber ich möchte auch klar stellen – ich schneie hier nicht einfach so herein, sondern hatte einen festen Termin zur Besprechung des Befundes. Daher bin ich ein wenig verwundert, warum sie mich all die Dinge erneut fragen, die ich Ihnen bereits schon mehrfach erzählt hatte? Der Befund liegt Ihnen ja auch schon seit zwei Tagen vor.“
Er: „Es hätte sich doch etwas ändern können! Wie stellen sie sich das vor? Ich kann nicht gleich bei jedem Patienten wissen, um was es geht.“
Ich: „Ja, die Schmerzen hätten weniger werden können, was aber leider nicht der Fall ist. Der Rest – meine Vorgeschichte konnte sich nicht ändern. Und – ich kann verstehen, dass man nicht alle Patienten sofort auf dem Schirm hat, es wundert mich dennoch, wenn ich, obwohl ich nicht das erste Mal bei Ihnen bin, immer wieder alles von Anfang an erzählen soll.“
Er: „Wie gesagt, bei Leute, bei denen das Vertrauensverhältnis gestört ist, lehne ich eine weitere Behandlung ab.“
Ich: „Mmmh, warum sagen sie nicht konkret, dass sie meine weitere Behandlung ablehnen?“
Er: „Ja, wie gesagt, ich merke, das es zwischen uns nicht stimmt. Das ist nicht schlimm. Kann vorkommen. Das Gespräch ist damit beendet. Suchen sie sich einen anderen Arzt.“
Handschlag
Er: „Auf Wiedersehen.“
Ich: „Nein.“

Irgendwann ist immer das erste Mal. Eine solche Gesprächssituation hatte ich noch nie bei einem Arzt.

Der ‚Halbgott in weiß‘ fühlte sich schon allein durch meine erste Antwort auf den nicht vorhandenen Schlips getreten.

Dabei schätzte ich seine fachliche Kompetenz. Ich habe eben den ‚Fehler‘ begangen und mich auch noch kritisch und ein wenig verwundert über die Art seiner Fragen zu äußern.

Das „Danke, gut“, dass uns schon im Kindesalter als korrekte Entgegnung auf die Frage „Wie geht es Ihnen/Dir?“ eingeschärft wurde, hatte sich bei mir scheinbar noch nicht fest genug als Standardantwort in meinem Geist verankert.
Im Anschluss an die Begrüßung bei einem solchen Arzt reicht es also völlig aus, zu erwähnen, dass es mir schlicht „großartig“ geht?!?

Ich denke nicht, dass ich mit meinen Verhalten komplett daneben lag. Nein! Nein, ich mach‘ das so auch nicht mehr mit. Wenn es mir total gut ginge, dann wäre ich doch nicht beim Arzt. Wenn mir der behandelnde Arzt Fragen stellt, dann beantworte ich diese auch gerne, aber nicht in einer Endlosschleife. Das ist nicht gesund und alles andere als o.k.

Glücklicherweise habe ich einen sehr guten Hausarzt, der mir gleich heute mit Rat und Tat zur Seite stand!

Wie sieht’s aus – schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder überhaupt nicht meiner Meinung?

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6 Responses to Wie geht es Ihnen?

  1. Mel sagt:

    Wow, ich bin echt etwas erschüttert über eine solche Reaktion. Sicher kann er sich nicht alle Patienten merken, aber dich vor die Tür zu stellen geht ja gar nicht. Sehr unhöflich, ich schätze du wärst eh nimma hingegangen, und wie du schon sagst, wenn man „danke gut“ antworten könnte, würde man sicher nicht beim Arzt sitzen…

    Alles gute! :-)

  2. Torsten sagt:

    Echt krass. Vermutlich ist Dein Arzt mit dem falschen Fuss zuerst aufgestanden, denn so eine Reaktion ist eher nicht normal!

    • fundwerke sagt:

      …eine solche Reaktion ist überhaupt nicht normal und inakzeptabel. Ich bin ja schon fast froh, dass dieser Arzt sein wahres Gesicht in diesem Gespräch gezeigt hat und und nicht erst, wenn ich ggf. bei ihm unterm Messer gelegen wäre und dann mal kritisch nachgefragt hätte, warum er mir den linken Arm verschraubt hat, obwohl er doch eigentlich das rechte Bein hätte stabilisieren sollen… ;-)

  3. Hanne sagt:

    Solche Reaktionen sind für den Patienten immer schlimm, keine Frage. Trotzdem müssen wir uns immer wieder fragen, welche Fehler wir bei unserer Arbeit machen. Der Arzt ist kein anderer Durchschnittsmensch wie wir alle. Er hat bestimmt auch mal Tage, an denen er lieber zu Hause bleiben würde.

    • fundwerke sagt:

      Selbstverständlich sind Ärzte auch nur Menschen. Das steht außer Frage.
      Was jedoch an einer ehrlichen Antwort beim Arzt auf die Frage, wie es mir gehe, falsch sein soll, kann ich nicht nachvollziehen, zumal ich hier als Patient war, und in diesem Moment nicht mögliche eigene Fehler in Bezug auf meine Arbeit zur Diskussion standen.
      Von daher – der Kommentar erschließt sich mir nicht wirklich.

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