YouTube als Nachrichtenquelle
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die neue YouTube Funktion „visuelle Anonymität“ als gute Sache für die Menschheit betrachten soll oder als neue Gefahr für möglichen Mißbrauch in unterschiedlichster Art und Weise.
Sicher, die Funktion biete z.B. Menschenrechts-Aktivisten die Möglichkeit, sich vor Verfolgung besser zu schützen – aber, sie bietet eben auch einer Menge Leuten, die vielleicht sonst zu dumm dazu gewesen wären, sich unkenntlich zu machen, nun mit einem einfachen Klick die Option sich zu tarnen.
Was, wenn Leute widerliche, menschenverachtende Videos ins Netz stellen? Mit dieser Funktion wird es leider auch schwieriger, diese Personen ausfindig zu machen und zur Verantwortung zu ziehen.
Unter dem Strich hoffe ich aber, dass dieses neue Feature mehr Positives bringt.
Wovon ist eigentlich die Rede?
Nicht erst die Tatsache, dass die ägyptische Regierung im Zuge der politischen Umwälzungen im Januar 2011 in Ägypten die Zugriffe auf Facebook und YouTube hat sperren lassen oder aber auch die aktuelle Berichterstattung über den Bürgerkrieg in Syrien zeigen, dass der Videokanal YouTube immer mehr zu einem zusätzlichen Nachrichtenlieferant wird.
Filmesequenzen von Demonstrationen oder anderen politischen Aktionen können die Beteiligten zu Helden machen – oder aber zum Verhängnis werden. YouTube sagt, es wolle Aktivisten nun besser schützen und bietet eine Anonymisierungs-Funktion an.
Nach Angaben des Konzerns Google, zu dem YouTube ja bekanntlich gehört, werden jede Minute 72 Stunden Filmmaterial auf YouTube hochgeladen. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um reine Unterhaltung wie z.B. dem Anschauen von Musikvideos. Laut einer Studie des Pew-Forschungszentrums waren während des Untersuchungszeitraums von 15 Monaten in den Jahren 2011 und 2012 von den YouTube Nutzern mehr Informationen als bloße Unterhaltung gesucht worden. Entsprechend findet der Suchende auch viele Nachrichten und Videos zum Thema Menschenrechte.
Daher reagiert YouTube jetzt mit einer neuen Funktion – der „visuellen Anonymität“ und hofft, dass sich mit dieser auch Menschen mitteilen, die dies zuvor vielleicht noch nicht gewagt haben: Wer Filme auf YouTube hochlädt, kann darin zukünftig Gesichter unkenntlich machen. „Face blurring“ nennt sich das Feature, das Gesichter unscharf stellt und mit einer Art Schleier überzieht.
Und so wird’s gemacht:
Wer sich in seinen YouTube-Account eingeloggt hat, wählt eines seiner Videos aus und klickt oben auf „Video verbessern“ und dann unten auf „Weitere Optionen“. Dort taucht als bislang einziges Werkzeug der Button für „Alle Gesichter unkenntlich machen“ auf. Eine Vorauswahl bestimmter Gesichter ist allerdings nicht möglich.
Neben dem Funktions-Button „Alle Gesichter unkenntlich machen“ gibt es eine zusätzliche Checkbox, mit der man dann sicherstellen kann, dass nach Fertigstellung des bearbeiteten Videos, die alte Version (Originalversion) mit den erkennbaren Gesichtern von YouTubes Server entfernt wird.
Aber – die Technik scheint noch nicht ganz perfekt zu funktionieren. Ich habe es ausprobiert – Gesichter im Vordergrund werden sehr gut erkannt und unkenntlich gemacht, bei der Verschleierung von Gesichtern im Hintergrund hat die Funktion noch so ihre Kinderkrankheiten.
So heißt es auch im offiziellen YouTube-Blog: „Abhängig von Winkeln, Licht, Hindernissen und Videoqualität“ habe die Software bei der Gesichtserkennung und -bearbeitung noch Probleme. Die Einführung der neuen Funktion sei nur ein erster Schritt.
Irgendwie paradox – während die einen auf Gesichtserkennung setzten, wollen die anderen die Verschleierung nutzen, um Dinge insgesamt transparenter und damit authentischer werden zu lassen.
[Fundorte: ZeitOnline, YouTube-Blog]
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