Es wird gehasst und gehetzt.

Ich frage mich: Was ist los mit den Leuten, was ist los mit uns? Warum sind alle so aggressiv und gleichzeitig so überempfindlich?

Obwohl Facebook inzwischen eine wichtige Rolle bei der politischen Meinungsbildung spielt, sind dort sachliche Diskussionen leider rar.

Viele Leute, die ich kenne, sagen u. a. auch deswegen, dass sie sich bei all dem „Hate Speech“, der sich im Netz breit macht, lieber ganz raus halten.
Sie sind z. B. nicht auf Facebook oder in den Kommentarspalten von Zeitungen, wollen von all dem nichts wissen, sich selbst damit nicht konfrontieren.

Verständlich, wenn ich bedenke, wie es mir bei dem ein oder anderen hasserfüllten Post oder Kommentar die Kehle zuschnürt, mir schon fast schlecht wird, wenn ich ihn lese – lesen muss.

Aber irgendwie auch gefährlich, keine Stellung zu beziehen oder nicht dagegenzuhalten – abzuwarten, so zu tun, als ginge einen das alles gar nichts an. Und sich parallel zu fragen, wie konnte „DAS damals“ passieren …

Erschreckend

Beleidigungen, Kommentare ohne Anstand und Respekt – manchmal möchte man meinen, die ganze Welt, vor allem aber die Kommentarfelder im Internet, seien ein einziges Trollhaus – destruktiv für die Gesellschaft

Zuweilen denke ich, Wutbürger, Extremisten, Trolle, Fremdenfeinde und Frauenhasser dominieren die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken.

Ich denke allerdings auch, dass man nicht immer sofort zu allem eine Meinung haben muss. Vor allem nicht, wenn man keine Ahnung davon hat.

Bei manchen Leuten hat man allerdings das Gefühl, sie sind von dem Zwangsgedanken bestimmt, alles schlecht reden zu müssen.
Und „blopp“ wird schon wieder das Schild „Dagegen!“ hochgehalten.
Tatsächlich würde sich so Mancher in letzter Konsequenz selbst abschaffen (abschaffen müssen), würde er sich mal anschauen, wogegen er alles ist und was er alles „scheiße“ findet.

5 Themen sind dabei immer wieder präsent:

  • Der Islam bedroht uns alle
  • Homosexualität bedroht die Schöpfungskraft Gottes
  • Flucht / Flüchtlinge kommen nicht aus Not, sondern als Sozialschmarotzer
  • Abneigung gegen weibliche Emanzipation
  • Demokratie / Meinungsdiktatur

»Ich bin dagegen, denn ihr seid dafür.
Ich bin dagegen, ich bin nicht so wie ihr.
Ich bin dagegen, egal worum es geht.
Ich bin dagegen, weil ihr nichts davon versteht.
Ich bin dagegen, ich sag es noch einmal.
Ich bin dagegen, warum ist doch egal …«

Eigentlich dachte ich immer, der Song der Ärzte passt treffend für die Pubertät …

Was mich jetzt betrifft

Vor dem Hintergrund so mancher Hetze und menschenverachtender Hasstirade, die auf Facebook der ein oder andere mir Bekannte (!), von dem ich ein solches Verhalten nie erwartet hätte, ohne mit der Wimper zu zucken postet und beifallheischend nach Likes geifert, habe ich mich DAFÜR entschieden, immer mal wieder im Rahmen der Facebook-Gruppe #ichbinhier aktiv zu werden – FÜR Menschlichkeit, Empathie, Fakten, Mut und Freundlichkeit und nicht nur GEGEN etwas.

Für mich ein Stück Zivilcourage. Einen konstruktiven Facebook-Kommentar zu schreiben, mit dem ich die Hoffnung verbinde, eine Person freundlicher zu stimmen, kann, der Meinung bin ich, u. a. so viel wert sein, wie die Teilnahme an einer Demo oder die Unterschrift unter einer Petition.
Wer jetzt gleich den Kopf schüttelt, der sollte mal überlegen, wie Brexit und Trumps Präsidentschaft möglich geworden sind. Die Stimmung in einem Land wird heutzutage nun mal (auch) im Internet gemacht.

#ichbinhier

ist eine Facebook-Gruppe, die gegen Hasskommentare und und Hetze im Internet vorgeht. Ziel der Gruppe ist es, das Diskussionsklima auf Facebook zu verbessern; Aufklärung und Sachlichkeit den unsäglichen Hass-Kommentaren entgegen zu setzen.

Die von Hannes Ley im Dezember 2016 gegründete Facebook-Gruppe #ichbinhier kämpft täglich für die Verbesserung des Diskussionsklimas. Immer dann, wenn Wortwahl und Inhalte in Hass abzugleiten drohen, steuern die Hashtag-Nutzer gegen. Denn wo sich Lügen und Hassreden zusammentun, entfaltet sich ein gefährliches Potenzial für uns alle.

#ichbinhier hat inzwischen den Grimme-Preis erhalten.

Ach ja, noch etwas Schönes, wenn man bei #ichbinhier aktiv ist: Es tut gut zu wissen, dass man mit seinen menschlichen Ansichten nicht alleine da draußen im Netz ist.

Wen’s interessiert – hier geht’s zur #ichbinhier-Gruppe:
https://www.facebook.com/groups/718574178311688/?fref=ts

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2 Responses to #ichbinhier – vergiftete Zeiten

  1. Heidi Schoennagel sagt:

    die Initiative
    „Seebrücke schafft sichere Häfen“
    richtet sich deutschlandweit gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung. Orte und Zeiten ihrer Aktionen sind auf Facebook zu finden.
    „Stell dir vor du ertrinkst und keiner sieht hin“ Plakat einer jungen Frau auf der Demo in Berlin

  2. […] Fakenews und Whataboutism nicht viel zu bieten hatten. Ich hatte mich dort rumgetrieben, da ich mit #ichbinhier zumindest ein wenig dagegen halten wollte. Ein beliebtes Mittel des Kommentieres sind dann z. B. […]

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