Am Sonntag, 17. Mai 2015, erschien in der zur Unternehmensgruppe Westfalen-Blatt gehörenden Zeitung ‚OWL am Sonntag‘ dieser Artikel in der Rubrik ‚Guter Rat am Sonntag‘ mit dem Titel: „Unsere Töchter schützen“:

Unser Toechter schuetzen

Wer meint, 6- und 8-jährige Kinder könnten „zu sehr verwirrt werden“, wenn sie die Hochzeit Ihres Onkels besuchen, der einen Mann heiratet, ist in meinen Augen selbst verwirrt.

Kinder laufen doch nicht mit Scheuklappen durchs Leben.

Wenn es tatsächlich so ist, dass die Nichten „einen guten Kontakt zum Onkel pflegen“, dann haben sie, wenn sie nicht komplett auf den Kopf gefallen sind, ohnehin wohl schon mitbekommen, dass ihr Onkel nicht mit einer Frau, sondern mit einem Mann zusammenlebt.

Wenn die Eltern das nicht spätestens zum Anlass nehmen, darüber mit ihren Kindern offen zu sprechen, dass es Liebe nicht nur zwischen Männern und Frauen gibt, die so stark sein kann, dass man sein gesamtes Leben mit diesem Menschen verbringen möchte, dann zeigt sich darin, dass die Eltern selbst eben doch ein Problem mit dem Lebensmodell des Onkels/Bruders haben.
Zu heiraten, eine Ehe mit einem anderen Menschen einzugehen, ist immer eine ernsthafte Entscheidung; zwischen Frau und Mann, zwischen Frau und Frau, zwischen Mann und Mann.

Der Satz: »Mein Bruder und sein Freund sind wunderbare Menschen, ABER eine Ehe finde ich unpassend«, sagt schon alles.
Der Satz der ratgebenden Psychologin: »Aber bei allem Respekt, es muss nicht sein, sechs- und achtjährige Kinder einzuladen«, ist abwertend und unmissverständlich.

Und – dieser Versuch der Zurechtbiegerei in Form einer Stellungnahme macht’s auch nicht besser, sondern noch peinlicher, zeigt für mich leider eindeutig, dass da die Homophobie schlummert: Stellungnahme zum Artikel »Unsere Töchter schützen«
Ähnliches findet sich auf Facebook …

Schlimmer als ein Shitstorm zu einem Artikel ist ein Shitstorm zu einer schlechten Entschuldigung zu einem Shitstorm zu einem schlechten Artikel. Totale Verschlimmbesserung.

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3 Responses to Töchter schützen!?!

  1. Marco sagt:

    Oh, das echte Leben kann ja so verwirrend für die Kleinen sein.
    Wie wäre es, man erzählt den Kindern nicht diesen Quatsch von „erste Entscheidung zwischen Mann und Frau“.
    Das ist genauso nützlich wie der Weihnachtsmann, wenn die Kinder mit Ernüchterung feststellen, den gibt es ja gar nicht, man hat mich die ganze Zeit belogen.

  2. Alexander sagt:

    .. die Frage ist doch warum eine gute Zeitung, wie das Westfalen Blatt einen solchen überflüssigen und nichtssagenden Artikel veröffentlicht, der doch offensichtlich gar keinen Mehrwert für die Leserschaft bringt und dazu doch wohl eher diese leidige Diskussion nur provoziert.

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