IMG_5721… oder Teenager sind auch nur Menschen!

»Hört auf, euch andauernd um alles zu kümmern. Also Essen, Geld, Unterschlupf und frische Wäsche sind immer noch wichtig, aber wir müssen lernen, ein bisschen selbständig zu werden. Wir sind groß, hässlich und haarig und haben unser eigenes Leben, das ihr schon genug beeinflusst. Wir wachsen und nerven nur. Das habt ihr auch mal gemacht.«

Paul Bühre, 15 Jahre alt, bringt es wohl ganz gut auf den Punkt.

Er machte ein Schüler-Praktikum beim „Zeitmagazin“, wird dort gebeten, einen Artikel zum Thema „Teenager“ zu schreiben. Der Text kommt super gut an, Paul schreibt ein Buch: Teenie Leaks.

Mir hat es großen Spaß gemacht, dass Buch zu lesen. Paul beschreibt sehr authentisch, kurzweilig und ohne Hemmungen, was viele Jugendliche tun und denken, wenn Eltern nicht dabei sind, oder auch, was Jugendliche wirklich denken, wenn sie nichts sagen. Beim Lesen spürt man, dass der Typ nicht auf den Kopf gefallen ist, ein sehr guter Beobachter, ausgestattet mit einer sympathischen Portion Selbstironie, ist.

»Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widerspricht ihren Eltern und tyrannisiert die Lehrer.«

Sokrates, der griechische Philosoph, soll das gesagt haben, und das ist immerhin schon mehr als 2400 Jahre her.

Glaubt man Paul, dann ist „die Jugend“ gar nicht so kaputt, wie ihr heutiger Ruf.

Nachdem ich das Buch gelesen hatte, war ich nicht nur angenehm überrascht, sondern habe mich auch als Mutter gefragt, ob sich seit meiner Jugend tatsächlich so viel geändert hat.
– JA und NEIN –
Klar, viele Dinge haben sich extrem verändert − plötzlich ist da dieses ganze technische Spielzeug, die Smartphones und die damit einhergehende Veränderung in der Kommunikation untereinander …

»Ich werde jetzt erst mal versuchen, ein paar positive Aspekte von Facebook aufzuzählen. Man kann sich total leicht mit Freunden verabreden (anstatt sie einfach anzurufen). Facebook hilft dir, wieder Kontakt mit Leute aufzunehmen, von denen du ewig nichts gehört hast (vielleicht wird einem dann langsam auch wieder klar, warum man keinen Kontakt mehr hat). Auf Facebook werden ständig kleine Videos hochgeladen, ein paar sind wirklich lustig, wie zum Beispiel das von dem kleinen Baby (…) Andere sind weniger lustig bis eklig. Ja, eklig, und zwar auf jede Weise: pornografisch, brutal oder eine Mischung aus beidem. (…) Außerdem kann man die ganze Welt wissen lassen, dass man jetzt in einer Beziehung mit Karla Knoblauch ist.«
S. 34/35

Aber eines ist auch klar, durch die Pubertät müssen die Jugendlichen in irgendeiner Form genauso, wie wir damals auch; die einen besser, die anderen weniger gut; die einen schneller, die anderen weniger schnell; die einen verträglich, die anderen mega anstrengend für sich selbst und ihr Umfeld.

Interessant fand ich den Gedanken, dass radikale Verbote von Computerspielen oder anderer Dinge durch die Eltern, eben auch dazu führen könnten, dass junge Menschen dadurch nicht lernten, damit angemessen umzugehen.

Und beruhigend war zu lesen, dass wir als Eltern unseren Kindern die Dinge nicht ständig 100mal sagen müssten, auch wenn es kein gesprochenes Feedback gäbe … die meisten Punkte seien trotzdem angekommen. Kann man in der akuten Situation einer Auseinandersetzung zwar schnell vergessen, aber … das macht Hoffnung!

Das Buch ist einfach unterhaltsam.

Es bietet zwar nicht die großen „AHA-Momente“ mit wirklich neuen Erkenntnissen, aber an der ein oder anderen Stelle erinnert es einen ganz gut daran, dass jung sein nicht immer so einfach ist und manche Dinge, die uns heute als Erwachsene banal erscheinen, mit 15/16 einfach mehr Gewicht hatten.

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2 Responses to Teenie Leaks

  1. Hallo Silke,

    du hast mir richtig Lust gemacht, dieses Buch zu lesen, zumal mein Sohn gerade 16 ist und die Computerbeschreibung paßt :-)

    LG
    Margarete

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