Komma weg!
Es fällt mir ja nicht leicht, zugeben zu müssen, dass ich etwas jahrelang im 110prozentigen Glauben gemacht habe, von dessen Richtigkeit ich felsenfest überzeugt war, was nachweislich aber TOTAL FALSCH war.
Meine Freundin M. wurde von einem Chirurgen aufgeklärt – nach Grußfloskeln à la „Schöne Grüße …“, „Viele Grüße …“ etc. steht kein Komma!
Sie war baff, schrieb sofort nachts eine Mail mit dieser unglaublichen Info an mich. Auch ich konnte es kaum glauben, fand aber im Netz nichts, was mein bislang immer konsequent verwendetes Komma als richtig hingestellt hätte.
Aber, so schnell wollte ich mich durch diese Nachricht nicht beeinflussen lassen. Also schrieb ich kurzerhand eine Mail an die Gesellschaft für deutsche Sprache mit der Frage nach der korrekten Kommasetzung.
Die Tatsache, dass ich eine solche Frage überhaupt stellen konnte, musste für einen Mitarbeiter der Gesellschaft so erschütternd gewesen sein, dass dieser mich tatsächlich zehn Minuten später anrief – bedauerlicherweise musste er mit meinem Anrufbeantworter Vorlieb nehmen, da ich gerade telefonisch damit beschäftigt war, mit einer Kundin das Procedere für den künftigen Newsletterversand durchzusprechen.
Die freundliche, aber bestimmende Stimme des Herrn bestätigte mir allerdings nur das, was ich eigentlich nicht hören wollte:
»Bitte, bitte, kein Komma hinter der Grußform!«
Seit Jahren habe ich also nicht nur unnötig, sondern sogar völlig falsch ein Komma gesetzt, wenn ich mich schriftlich von Menschen verabschiedet habe. Denn – und das muss nun einfach mal auch an dieser Stelle gesagt werden: Das Komma kommt da im Deutschen nicht hin. Ausrufezeichen!
Wer’s nicht glauben will, der kann ja auch noch mal im Duden („Richtiges und gutes Deutsch“ zum Stichwort „Brief“ nachschlagen). Dort heißt es auch: „Die Grußformel […] steht ohne Komma.“
Ich bin echt baff. Aber, so ist es!
Ein bisschen tröstet mich, dass ich wohl nicht die Einzige bin, die so planlos beim Verabschieden durch die Buchstaben hüpfte.
Ein bisschen mies ist jedoch, dass mich all die Jahre niemand, der es besser wußte, mal darauf aufmerksam gemacht hat. Wo bitte sind die ehrlichen Menschen, die konstruktiv kritisieren?!?
Es heißt also Abschied nehmen. Abschied nehmen von einer mich jahrzehntelang begleitenden Gewohnheit.
Und weil ein Abschied bekanntermaßen nicht so schwer fällt, wenn man eine Verabredung trifft, wie es künftig weitergehen soll – meine Verabredung mit dem Komma:
»Komm, Komma hinter der Grußformel, nimm’s nicht so schwer, ich muss damit ja auch zurecht kommen. Aber wir werden uns an vielen anderen Stelle definitiv wiedersehen!
Hoffnungvolle Grüße [ohne Komma]
Silke«
P.S.: Zum Glück kann ich nun bei der Kundin mit dem geplanten Newsletterversand punkten. Dort wird die Grußformel auf jeden Fall richtig sein! ;-)
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WORTGEWÖLK
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ich kann das nur bestätigen – ich war kurz davor, eine Selbsthilfegruppe zu diesem Thema zu gründen.
Liebe Grüße
M