Gottesgarten der Religionen auf der Landesgartenschau in Bamberg

Das Schmähvideo über den Propheten Mohammed und die damit verbundenen Gewaltexzesse zwingen uns leider mal wieder dazu, darüber nachzudenken, in wieweit in der westlichen Welt, in Europa, in Deutschland das Gewaltmonopol gewährleistet ist und damit nicht nur die Verfassung, sondern in seiner Konsequenz auch die Meinungsfreiheit schützt.

Eine rechtspopulistische Splitterpartei will die Gunst der Stunde nutzen und in Berliner Kinos genau dieses Schmähvideo zeigen. Überhaupt keine gute Idee – aber, soweit ich das beurteilen kann, (leider) legitim.

Wir haben schon so unsere Last mit der Meinungsfreiheit – wie war das noch Ende der 70er Jahre mit der Jesus-Satire „Das Leben des Brian“ von Monty Python? Der Film wurde nicht im Herkunftsland Großbritannien uraufgeführt, sondern zunächst in Amerika, in New York. Ich kann mich nur nicht daran erinnern, dass damals Christen Redaktionen oder Botschaften gestürmt haben… Machwerke wie solche Schmähfilm muss man nicht tolerieren, man könnte sie auch ignorieren. Aber genau das ist für den Mob unter den muslimischen Demonstranten in Kairo, Tunis oder Islamabad nicht vorstellbar, bzw. auch überhaupt nicht gewollt, weil es – nach meiner Einschätzung – eigentlich um etwas ganz anderes geht. Wer dort religiösen Totalitarismus demonstrieren will, den hält kaum jemand auf. Das ist beängstigend.

Ich dachte, der Prophet Mohammed predigte Barmherzigkeit. Könnte er etwas dazu sagen, würde er wohl seine gewalttätigen Gefolgsleute darüber aufklären, dass dieses Video keinerlei Macht besitzen darf und, wie in anderen Fällen von Religionskritik, einen wahrhaft gläubigen Menschen nicht von seinem Glauben abbringen kann. Die Beachtung des Videos allerdings und das eventuelle Verbot liefern nur neue Plattformen für Gewalt.
In dem Zusammenhang fällt mir auch Ghandi ein – Der sagte, dass eine durch Gewalt erworbene Sache nur durch Gewalt erhalten werden könne, eine durch Wahrheit erworbene Sache hingegen könne nur durch die Wahrheit erhalten werden.

Ich kenne den Film nicht. Wenn er tatsächlich Volksverhetzung enthält, sollte er nicht gezeigt werden dürfen. Wenn der Film aber auf dem Niveau der Mohammed-Karikaturen oder des Films „Das Leben des Brian“ liegt, wünschte ich mir, die ganze Welt könnte das ohne Gewaltexzesse aushalten und sich stattdessen für mehr friedlichen Austausch und Aufklärung entscheiden.

Die Einschränkung von Meinungsfreiheit im Angesicht extremistischer Gefahr hat noch nie wirklich geholfen, wie ja leider auch die europäische Vergangenheit zeigt.

[Interessant zu diesem Thema sind auch die Artikel in
Humanist News: «Meinungsfreiheit light - aus Rücksicht auf Terror?»
Novo Argumente: «Libyen – Die Trümmer der US-Nahostpolitik»]

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6 Responses to Zensur – ja oder nein?

  1. Der zentrale Satz im Artikel ist meines Erachtens: „Ich kenne den Film nicht“. Eben. Ich auch nicht. Wir alle nicht. Und jetzt reden wir über Dinge, deren Kern wir nicht einmal betrachten können. Deshalb bin ich klar dafür, den Film zu zeigen. Die Frage ist „wie“. Ganz einfach: 20:15, ARD spezial, 10 Minuten Einführung, dann der Film (von mir aus in Ausschnitten, ganz dann später auf einsplus oder br alpha u.ä.), dann Einordnung. Stellungnahmen des Zentralrats der Muslime in Deutschland etc. Und das Ganze auf jeden Fall vor den Aufführungen der Splitterpartei. Dann ist das, was die vorhaben, auf einmal völlig uninteressant. Wir alle wüssten aber, worüber wir reden. Ich denke, so viel müssen wir unserer Demokratie schon zutrauen dürfen, dass wir das aushalten. Und wie immer ist das Unbekannte, das Fremde, auch gleich das Bedrohliche. Also, Klarheit rein und Info-Sumpf raus.

    • fundwerke sagt:

      …gute Idee! Ein ARD Spezial gab es schon zu ganz anderen Themen, die meines Erachtens nach weit weniger „speziell“ waren.

  2. Jetzt sind ein paar Tage ins Land gegangen und die Aufgeregtheit einiger Demokraten nicht kleiner geworden. In Frankreich werden ein paar harmlose Karikaturen veröffentlicht und führen zu großem Geschrei bei uns. Da wird von „Öl ins Feuer gießen“ und anderem gesprochen. Wir sind ja nicht in Sarajevo 1914, Europa ist kein Pulverfass und ein paar Bildchen kein Funke. Interessant ist, wie besonnen und klug die muslimischen Institutionen mit dem Thema umgehen. Kompliment. Vielleicht sollten wir den „vorauseilenden Gehorsam“, der uns politisch noch immer auszeichnet, zugunsten eines kritischen und selbstbewussten Demokratieverständnisses beschneiden. Sensibilität ist gut, operative Hektik und Angst vor der eigenen Courage nicht. Die deutschen Moslems machen´s uns vor. Klasse!

    • fundwerke sagt:

      …ja, wie z.B. auch die muslimische Juristin und Menschenrechtlerin Seyran Ateş im ZEIT-Interview, die zum Beispiel sagt:

      „Ich grenze meinen Glauben an Gott ab von Menschen, die diesen Gott kritisieren. Ich fühle mich von so einem Film nicht persönlich angegriffen, sondern kann ihn diskutieren. (…) Wenn ich jemandem erlaube, mich zu beleidigen, nehme ich ihn ernst und gebe ihm Macht. Dass Beleidigungen ausgesprochen werden, heißt noch lange nicht, dass ich mich getroffen fühle.“

  3. Besucher sagt:

    „Ich dachte, der Prophet Mohammed predigte Barmherzigkeit.“

    Falsch gedacht. Er war ein Mörder, Vergewaltiger, Frauenunterdrücker, Kriegsverbrecher und dazu noch Pädophil.

    Einfach mal den Koran öffnen und staunen ;-)

    • fundwerke sagt:

      Ich denke nicht, dass ich da so falsch liege. Anstatt den Koran nur zu öffnen, habe ich, wenn auch kleine, Teile davon gelesen und tatsächlich an der ein oder anderen Stelle gestaunt, was mir beim Lesen der Bibel mitunter auch passiert. Ich befürchte, mit dem Koran verhält es sich wie mit vielen anderen religiösen Quelle, die als Grundlage für einen speziellen Glauben herangezogen werden – nach dem Lesen unterliegt das Gelesene der Interpretation jeden einzelnen. So gibt es z.B. zum Koran unterschiedliche Bewertungen unter den sunnitischen und schiitischen Rechtschulen gibt. Um sich ein unabhängigeres Urteil bilden zu können, müsste man z.B. auch die Kriterien kennen, die in der Koranexegese gelten. Ich kenne sie nicht.
      Vielleicht kann der Artikel im Spiegel ein wenig mehr Aufschluß darüber geben, wer Mohammed war.

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