Copyright © 2012 by silke johannEine schöne Alternative zu dem – wie ich finde – manchmal etwas „großspurigem“ Blindtext „Lorem ipsum dolor set amet…“ (nein, ich habe kein Latinum!), den der ein oder andere von uns schon mal bei der Gestaltung von Publikationen eingesetzt hat, wenn der eigentliche Text noch nicht vorlag:

>>Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen Sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien. Es ist ein paradiesmatisches Land, in dem einem gebratene Satzteile in den Mund fliegen. Nicht einmal von der allmächtigen Interpunktion werden die Blindtexte beherrscht – ein geradezu unorthographisches Leben. Eines Tages aber beschloß eine kleine Zeile Blindtext, ihr Name war Lorem Ipsum, hinaus zu gehen in die weite Grammatik. Der große Oxmox riet ihr davon ab, da es dort wimmele von bösen Kommata, wilden Fragezeichen und hinterhältigen Semikoli, doch das Blindtextchen ließ sich nicht beirren. Es packte seine sieben Versalien, schob sich sein Initial in den Gürtel und machte sich auf den Weg. Als es die ersten Hügel des Kursivgebirges erklommen hatte, warf es einen letzten Blick zurück auf die Skyline seiner Heimatstadt Buchstabhausen, die Headline von Alphabetdorf und die Subline seiner eigenen Straße, der Zeilengasse. Wehmütig lief ihm eine rethorische Frage über die Wange, dann setzte es seinen Weg fort. Unterwegs traf es eine Copy. Die Copy warnte das Blindtextchen, da, wo sie herkäme wäre sie zigmal umgeschrieben worden und alles, was von ihrem Ursprung noch übrig wäre, sei das Wort „und“ und das Blindtextchen solle umkehren und wieder in sein eigenes, sicheres Land zurückkehren. Doch alles Gutzureden konnte es nicht überzeugen und so dauerte es nicht lange, bis ihm ein paar heimtückische Werbetexter auflauerten, es mit Longe und Parole betrunken machten und es dann in ihre Agentur schleppten, wo sie es für ihre Projekte wieder und wieder mißbrauchten. Und wenn es nicht umgeschrieben wurde, dann benutzen Sie es immernoch.<<

[Fundort: all2e GmbH]

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2 Responses to Lorem ipsum oder weit hinten, hinter den Wortbergen

  1. Heike sagt:

    Sehr schöner Text! Erinnert mich ein bißchen an das Kapitel „Ein Wandbrett anbringen mit Julius Cäsar“ in dem Buch „Goethe im Baumarkt: Wenn Weltliteraten heimwerken müssten“ (Leider nur noch antiquarisch oder auf dem Grabbeltisch zu bekommen).

    • fundwerke sagt:

      Klingt auch gut, kenne ich aber leider nicht.
      Wer auf der Suche nach nicht mehr „offiziell“ zu kaufenden Büchern ist, kann mitunter hier fündig werden.

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