„Take in your surroundings, make the most of today.“
… so heißt es im Video ‚Look Up‘ von Gary Turk.
Keine Frage, das Video ist gut gemacht. Es trifft an der ein oder anderen Stelle einen wahren Kern, beschreibt eine z. T. erschreckende Entwicklung. Ist wirklich gut getextet, regt zum Nachdenken an. Polarisiert. Man sollte es sich schon mal anschauen. Allein, um sich seine eigene Meinung zu bilden.
Soziale Medien sind asozial?!?
Sicherlich sind Soziale Medien an manchen Stellen „a-sozial“. Und ja, ich stimme dem Regisseur zu: sie sollten niemals unser primäres Ventil für den Austausch und die Beziehung mit anderen Menschen sein!
ABER – sie, diese Sozialen Medien, sind eben auch das Rückgrat, das uns alle gerade eben mit diesem Video verbindet!
In dem Video beklagt sich der englische Schriftsteller und Regisseur über moderne Kommunikations- und Unterhaltungstechnologien, über den Verlust von ”Beziehungen und Gefühlen in der echten Welt”.
Bizarr ist, dass genau dieses Video mit diesem Inhalt die Sozialen Netze gerade im Sturm erobert – man begegnet ihm an allen Ecken und Enden. Fast 12.000.000 (!) Klicks hat es innerhalb weniger Tage auf YouTube bekommen und was weiß ich wieviele „Likes“.
Ist es nicht herrlich ironisch, dass gerade dieses Video mit der Absicht eines bis dahin nicht so bekannten Autors und Regisseurs produziert wurde, sich über die Nutzung sozialer Medien bekannter zu machen?
Ist die Tatsache nicht auch irgendwie ein wenig paradox, dass so viele Leute jetzt gerade diese sozialen Medien als Plattform benutzen, um sich über die schreckliche Lage, in der sich unsere momentane Zeit, die Menschheit, befindet, zu beklagen?
Soziale Medien sind sozial?!?
Verbinden uns Soziale Medien nicht auch auf eine Weise, die zuvor so nie möglich war?
Fast jeder von uns hat Freunde, die nicht um die Ecke wohnen, mit denen wir aber nun intensiver in Verbindung bleiben können, als je zuvor. Soziale Medien ermöglichen uns die Kommunikation und Entwicklung weltweiter Beziehungen. Ist das nicht auch spannend und verbindend?
Durch Soziale Medien können wir mit alten Freunden auf eine Weise in Kontakt bleiben, wie es unseren Eltern und Großeltern noch nicht so möglich war.
Die Sozialen Netzwerke wurden an der ein oder anderen Stelle zur Plattform für die Schaffung und Koordination umfangreicher sozialer Revolutionen in verschiedensten Ländern auf der ganzen Welt.
Sie haben in wichtigen Bereichen, Instiutionen und Unternehmen ein so hohes Maß an Transparenz erzeugt, wie wir es noch nie erlebt haben.
Ja, klar, wie überall, gibt es auch in diesem Bereich Leute, die mit dieser Entwicklung mehr als dürftig, wenn nicht sogar gefährdend umgehen. Die sich total dumpfbackig verhalten. Wo das kleinste Übel noch ist, zu lesen, welche Art Stuhlgang der Sprössling in den letzten 24 Stunden hatte …
Aber, es ist doch auch eine Tatsache, dass die sozialen Medien eine besondere Erscheinung sind. Sie werden nicht so mir nichts dir nichts wieder von der Bildfläche verschwinden; sie werden sich weiter verändern, aber auf jeden Fall im alltäglichen Leben ausweiten.
Und wenn’s gut läuft sogar gemeinschaftlich nutzbarer werden.
Soziale Medien sind anders, als alles, was wir bisher im Rahmen von Kommunikation erlebt haben. Aber sind sie deshalb pauschal zu verdammen, weil sie eben auch Angst machen und Gefahren mit sich bringen?
Der Mann in dem Video hätte auch in den Himmel schauen und Vögel beobachten können, während seine zukünftige große Liebe gerade an ihm vorbei lief – er hätte sie genauso verpasst!
Nur das noch nebenbei: Während ich hier sitze und schreibe, sehe ich draußen durch unseren Garten eine Menge Kinder rennen, die gemeinsam Räuber und Gendarm spielen. Und obwohl jedes dieser Kinder ein Handy hat, machen sie auf mich alle den Eindruck, wie ganz normale Menschen miteinander umgehen zu können. Sie reden miteinander, bilden Gruppen, rufen sich etwas zu, haben zum Teil nasse Füße in matschigen Schuhen …
Ich mag‘ es nicht, wenn Leute mit einem schwarz-weiß-Denken ganz schnell jeglicher Technik die Schuld am Verfall der Sitten und Umgangsformen geben, anstatt zu überlegen, wie man sie verantwortungsvoll nutzen kann.
Und ich bin es leid, wenn sich Leute immer wieder verallgemeinernd darüber beklagen, mit der jüngeren Generation sei etwas nicht in Ordnung. Die würden ja nur noch auf ihren Geräten rumdaddeln, hätten nichts anderes mehr im Kopf.
Ja, es gibt solche ‚jungen Leute‘ (und auch Ältere!). Und ja, es nimmt an der ein oder anderen Stelle auch überhand.
Aber es gibt eben auch andere, die sowohl die neuen Medien als auch die althergebrachten „Trommeln“ nutzen, sich für andere engagieren, Zivilcourage zeigen, echte Briefe schreiben, Sport treiben etc. Denen wird man mit solchen Pauschalurteilen alles andere als gerecht.
Und dennoch halte ich es mit dem folgenden Spruch, den ich heute auch in Facebook (!) gelesen habe:
»Vertraue niemandem, der Stunden braucht, um dir zurückzuschreiben, aber immer das Handy in der Hand hat, wenn ihr zusammen seid.«
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2 Responses to „Take in your surroundings, make the most of today.“
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WORTGEWÖLK
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Das Kommentar am Ende gefällt mir super! von wem ist es?
…ich kann Dir leider nicht sagen, von wem das Zitat ist, hab’s ‚anonym‘ in Facebook entdeckt.