Das ist schön
Gestern war ich das erste Mal in diesem noch neuen Jahr zum Ehrenamtsdienst auf der Palliativstation.
Kurz bevor ich gehen wollte, schaute ich noch bei einer alten Dame im Zimmer vorbei. Sie hatte zuvor Besuch, der mich darum bat, später nochmals nach ihr zu schauen, da es ihr schwer falle, alleine zu sein, gerade dann, wenn sie eigentlich schlafen wolle.
Sie begrüßte mich mit einem Lächeln, ihr Augen waren schwer vor Müdigkeit.
Ich fragte sie, ob ich ihr noch ein wenig Gesellschaften leisten sollte. Sie nickte.
Also stellte ich mich an ihr Bett, nahm ihre linke Hand – eigentlich nahm sie eher meine in ihre – entschuldigte mich dafür, dass meine so kalt sei und blieb still bei ihr stehen. Ihre Augen schlossen sich, sie atmete ruhiger – von Zeit zu Zeit blinzelte sie, drückte leicht meine Hand … da war etwas zwischen uns.
Einmal flüsterte sie mit geschlossenen Augen: „Das ist so schön.“
Nach ca. 15 Minuten öffnete sie ihre Augen weit und machte mir leise ein Angebot: „Legen sie sich doch einfach ein wenig zu mir ins Bett, dann haben sie es auch bequemer, als hier an der Bettkante zu stehen.“
Was für eine eindrucksvolle Anerkennung meines Daseins sie mir mit diesen leisen Worten zum Geschenk machte.
Sie, der jede ihrer eigenen Bewegung im Bett unangenehm war, ihr zum Teil Schmerzen bereitete.
Als ich dankend ablehnte, war sie ein wenig enttäuscht und meinte: „Aber sonst kann ich ihnen nichts anbieten.“
Ich konnte sie davon überzeugen, dass sie mir nichts anbieten müsse. Also blieben wir noch ein paar Minuten so beieinander – sie liegend, ich stehend und hielten uns gegenseitig die Hand. Ihre war inzwischen etwas kälter geworden, meine etwas wärmer.
Dann verabschiedeten wir uns voneinander – sie sagte, sie können nun gut einschlafen.
Begegnungen wie diese, schenken mir so viel Licht, Wärme und Liebe
– müde und dankbar fuhr ich nach Hause.
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…und mir kamen die Tränen beim Lesen
[…] eine Woche nachdem ich bei ihr war, und die alte Dame mir angeboten hatte, mich ein wenig zu ihr zu legen, hat sie […]