Text TuningIch will sie aber nicht – die Rechtschreibfehler. Sie tun mir weh. Ich stolpere über sie. Sie behindern meine Leselust. Sie bremsen meine Neugierde.

Der arglose Spruch „Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten“ begegnet mir immer wieder im Netz, ob konkret geschrieben oder gnadenlos im Content der ein oder anderen Webseite praktiziert.

Was …

bedeutet das für die Internetseiten? Spielen Rechtschreibung und Grammatik überhaupt eine Rolle für die Bewertung von Inhalt und Qualität einer Website? Die ein oder anderen Website- und Konversion-Optimierer unter den Lesern werden jetzt mit einem klaren „Nein!“ antworten. Ich behaupte: doch, auch darauf kommt es an!

Matt Cuts (er leitet derzeit das Google-Webspam Team) beantwortet hier, ob Rechtschreibung und Grammatik einen Einfluss auf die Bewertung und das Ranking von Websites in den Google-Suchergebnissen haben. Vielleicht also nicht auf den ersten Blick …

Aber …

Google hat dennoch festgestellt: Je höher der PageRank einer Seite, desto besser sind Rechtschreibung und Grammatik bei diesen Seiten.

Also sollte man sich über das Thema doch mal Gedanken machen.

Ich bin ohnehin der Meinung, dass Rechtschreibung und Grammatik neben all den technischen Optimierungsmöglichkeiten auf jeden Fall als Qualitäts-Kriterien in Betracht gezogen werden müssen. Es lohnt sich, auch auf diesen Aspekt einer Homepage genug Zeit zu verwenden.

Wer seinen Internetauftritt mit guten Inhalten füllt, der kann auch mit der zusätzlichen Beachtung einiger Rechtschreib- und Grammatikregeln gewinnen – neue Besucher, neue Fans, neue Kunden. Besucher können sehr wohl beurteilen, ob eine Website zwischen Tür und Angel oder gewissenhaft erstellt wurde; ob jemand die Qualität prüft.
Klar, auch ich mache Fehler. Ein bisschen mehr Sensibilität im Zusammenhang mit dem geschriebenen Wort wäre trotzdem schön. Nicht unbedingt nur wegen des Rankings der Website. Einfach, weil es bei den Lesern besser ankommt; aus Höflichkeit und Achtsamkeit.

Es ist nach wie vor verwunderlich, was manche Website-Betreiber der Allgemeinheit zumuten; dann aber auch noch darüber erstaunt sind, dass sie nicht als professionell wahrgenommen werden; die Geschäfte nicht so richtig laufen.

Neulich …

habe ich z.B. eine Website besucht, deren Betreiber professioneller Texter ist. Beim Lesen bin ich über eine ganze Menge Fehler gestolpert; ganz zu schweigen von all den falsch gesetzten oder weggelassenen Kommata. Ob ich zu diesem Texter jemals Kontakt aufnehmen, geschweige denn, einen Text in Auftrag geben würde, bezweifle ich.

Ein bisschen …

mehr Mühe könnte da schon Abhilfe schaffen. Und – wer sich mit Rechtschreibung und Grammatik nicht so sicher fühlt (nicht jeder kann ein Einser-Schüler im Fach Deutsch sein), der holt sich eben Rat bei einem Experten. Davon gibt es eine ganze Menge.

Es strengt an, Texte mit vielen Fehlern zu lesen. Sie lassen einen schnell ermüden und mitunter die Lust am Weiterlesen verlieren. Eigentlich schade. Denn, jeder, der im Internet aktiv ist, möchte doch, dass seine Dinge wahrgenommen und gelesen werden.

Ich …

gehöre nicht mehr zu der ganz jungen Generation. Die geübte Fingerfertigkeit im „ends“-schnellen Umgang mit Handytastaturen geht mir ab. Meine SMS-Mitteilungen beinhalten noch ganze Sätze, meine Posts oder Kommentare in aller Regel auch. Wenn ich beim „smsen“ Texte kürze, dann, um mich auf das Nötigste zu beschränken, nicht aber, um den Text um jeden Preis auf ein Minimum abzukürzen.
O.k., vielleicht ist die Sache mit den SMS-Texten ein bisschen anders gelagert.
Ich finde es eben schade, wenn Sprache zunehmend verkümmert. Jüngere Leute sehen das vielleicht anders.

Auch auf die Gefahr hin, jetzt leicht antiquiert rübergekommen zu sein – ich möchte mit diesem Post einfach mal daran erinnern, dass zum Verstehen eines Textes auch eine entsprechende Ausdrucksform nötig ist!

In diesem Sinne – „Wartet nicht, hängen!“ rettet vermutlich kein Leben – „Wartet, nicht hängen!“ schon eher.

[Jetzt hoffe ich nur, dass sich hier nicht zu viele Fehlerteufel
eingeschlichen haben!?! Das wäre dann richtig peinlich.]

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6 Responses to „Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.“

  1. fundwerke sagt:

    Nachtrag des Lesers R. aus L.:

    Du triffst mit Deinem Thema wohl gerade den Nerv der ZEIT … Harald Martenstein – Über die Schreibschwäche seiner Studenten: Der sibirische Tiger ist weniger bedroht als das Komma

  2. Lisa sagt:

    Genial! Obwohl ich selbst gestehen muss, dass ich, beim Schreiben von langen Texten, häufig viele Fehler mache. Bei SMS schreiben dagegen achte ich schon sehr auf Richtigkeit, aber kenne jemanden aus meinen Freundeskreis, die ständig Fehler herein haut. Außerdem muss ich wohl gestehen, dass ich schlechter im Schreiben von deutschen Texten bin, als beim Verfassen von englischen Texten. Woran das liegt, kann ich mir leider nicht erklären. Es liegt vor allem an Fehler, die eigentlich nicht passieren dürften und eher eine Kleinigkeit sind.

  3. Martin, der Drucker sagt:

    Der Text spricht mir aus der Seele. Ob Websites, Bewerbungen, Angebote oder sonstige Korrespondenz (einschließlich e-mails): Wenn ein Text vor Fehlern strotzt, dann muss das nicht, oder jedenfalls nicht ausschließlich daran liegen, dass der Verfasser Schwächen in der Sprachbeherrschung hat. Es ist ganz wesentlich auch ein Indikator dafür, ob er sorgfältig oder schlampig arbeitet. Einen Brief oder eine Nachricht noch einmal durchzulesen, ehe man den Text abschickt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein und selbst einem Verfasser, der sich mit der Rechtschreibung schwer tut, müsste es bei nochmaligem Lesen zumindest auffallen, wenn er die Grammatik seiner Muttersprache derbe vergewaltigt hat oder wenn sein Text verstümmelte Sätze enthält.
    Ich habe vor wenigen Tagen das Angebot eines Handwerkers erhalten. Es war nur wenige Zeilen lang, aber es enthielt 11 Fehler. Gewiss, ich habe nicht vor, diesen Handwerker als Ghostwriter zu engagieren. Er soll bei mir nur eine Wand verputzen. Trotzdem werde ich mich nach einer anderen Firma umsehen, um ein Vergleichsangebot zu bekommen, denn wer bei seiner Geschäftskorrespondenz so schlampig ist, der arbeitet vielleicht auch in seinem eigentlichen Gewerk unsauber. Wenn ich dann das zweite Angebot habe und es preislich nicht deutlich höher liegt, dann wird die äußere Form des Angebots, also maßgeblich die Rechtschreibung und die Grammatik, den Ausschlag geben.

    Übrigens: Leider habe ich auch im oben stehenden Text zwei Fehler finden müssen.
    1. „Ich stolper über sie.“ Das müsste „stolpere“ heißen.
    2. „…einen Text in Auftrag geben würde, bezweifel ich.“ Das müsste „bezweifle“ heißen.

    „Nobody is perfect!“ Auch ich selbst mache Fehler. Im Gegensatz zu vielen anderen Zeitgenossen sind mir diese Fehler aber nicht egal. Wenn mir im Nachhinein in einem bereits abgeschickten Text ein Fehler auffällt, dann ärgere ich mich über mich selbst und nehme mir vor, beim nächsten Mal sorgfältiger zu sein. Schon in Goethes Faust steht zu lesen: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“

  4. Yannick sagt:

    Auch wenn der Text von dir schon etwas älter ist. Hier meine Meinung:
    Ich empfinde eine gute Schreibweise und ein möglichst Fehlerfreien Text als erstebenswert. Was ist aber mit denen die sich gerne auch äußern wollen, aber auf Grund von Krankheiten dies nicht so gut können? Sollen diese sich jedes Mal, wenn sie etwas Posten oder jemanden eine Nachricht schicken wollen einen Lektor zur Seite holen? Ne, so weit möchtest du es wohl auch nicht treiben. Deswegen finde ich diesen Spruch passend. Denn diese Menschen werden mit jedem Besserwisser in Sachen Rechtschribung an ihre wohl meißt grausame Zeit in der Schule erinnert. Wo ihnen die Zukunft wegen einer einzigen Fähigkeit verbaut wurde. Es ist überheblich von Meschen etwas zu verlangen, was für die Meisten zwar selbstverständlich ist, für wenige aber eine große Hürde darstellt. Oder würdest du auch von Rollstuhlfahrern verlangen, das Sie die paar Treppen doch mal laufen sollen?

    • fundwerke sagt:

      Natürlich nicht! Natürlich würde ich von keinem Rollstuhlfahrer verlangen, selbst mal ein paar Treppenstufen zu laufen! Was für ein abwegiger Gedanke.
      Das steht aber auch weder im Text noch zwischen den Zeilen.
      Bei dem Post ging es erstmal um Texte auf geschäftlichen Websites; und in dem Zusammenhang ist es doch sehr verwunderlich, was manche Website-Betreiber der Allgemeinheit rein textlich zumuten.

      Mir ist sehr wohl bewusst, dass es Menschen gibt, die, was die Verwendung von Rechtschreibung und Grammatik betrifft, aus unterschiedlichsten Gründen Probleme haben, sich schwer tun – auch z. B. aufgrund von Krankheiten, denen ggf. eine grundlegene Störung des Schriftspracherwerbs das Leben schwer macht.
      Selbstverständlich geht es mir nicht darum, diese Menschen zu maßregeln. Das wäre anmaßend.

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