Als Mitglied von Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V. und jemand, der ganz in der Nähe von Hanau groß geworden ist, mein Bruder war noch mehr in Hanau unterwegs – spielte seinerzeit bei den Hanau Hawks Football -, hatte ich vor ein paar Tagen eine eMail in meinem Postfach:

»Zunächst jedoch möchten wir einen Moment inne halten und uns mit Ihnen an den 19. Februar 2020 zurückerinnern.

An diesem Tag ereignete sich der rechtsextreme Terroranschlag in der hessischen Stadt Hanau, bei dem neun Menschen ermordet wurden: Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu und Vili Viorel Păun.

Bis heute gibt es noch viele offene Fragen zum Anschlag, zu wenig politische Konsequenzen und einen unendlichen Schmerz, der sich in das Herz unserer Demokratie gebrannt hat.

Besonders traurig machte uns auch, dass im letzten Jahr die für den 22. August geplante Gedenk-Demo in Hanau wegen steigender Corona-Neuinfektionen abgesagt werden musste. Selbstverständlich können wir nachvollziehen, dass in Zeiten einer Pandemie Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müssen.

Aber, dass am 29. August, also eine Woche später, aus dem Querdenken-Umfeld ein riesiger Demonstrationszug mit mehr als 38.000 Menschen und eine Kundgebung in Berlin stattfinden konnten, zumeist ohne Maske und Abstand, macht uns sprachlos! Und traurig. In Hanau waren laut Veranstaltern und Polizei zwischen 3000 und 5000 Teilnehmer*innen angemeldet. Und diese hätten sich mit Sicherheit an die Auflagen gehalten. Es gab ja ein Hygienekonzept. Das ist ein weiterer Stachel im Umgang mit den Opfern rechtsextrem motivierter Anschäge und natürlich ein schreckliches Zeichen für die Hinterbliebenen. Welche Empathielosigkeit, welche Ungerechtigkeit!«

Heute, ein Jahr nach dem Terroranschlag, finden bundesweit Gedenkveranstaltungen statt, auf denen Menschen in unterschiedlichster Weise Gesicht Zeigen!, um sich an die Ermordeten zu erinnern, aber auch, um sich über die Hintergründe zu informieren oder selbst anderen Informationen an die Hand zu geben.

Weil die Umstände und der Verlauf der Tat noch immer nicht lückenlos aufzuklärt sind, weil man Angehörigen und Überlebenden Respekt erweisen möchte, weil sie Unterstützung benötigen – weil all das bisher nur unzureichend geschehen ist.

Es liegt in der Hand von jeder/jedem Einzelnen von uns, wo immer es möglich ist, zu widersprechen – Gesicht zu zeigen für Respekt und Toleranz; gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt.

Gökhan Gültekin, 37
Sedat Gürbüz, 30
Said Nesar Hashemi, 21
Mercedes Kierpacz, 35
Hamza Kurtović, 22
Vili Viorel Păun, 23
Fatih Saraçoğlu, 34
Ferhat Unvar, 22
Kaloyan Velkov, 33
Gabriele Rathjen, 72 (die Mutter des Attentäters)

#saytheirnames #hanau #gesichtzeigen

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