Es kommen seltsame Tage_fundwerke_122015

Heilige Tage

Bist du in Öde und Alltagsstaub
Das liebe Jahr lang gegangen?
Lag deine Seele wie blind und taub
In tausend Sorgen gefangen?

Hast du vom Morgen bis Mitternacht
Nichts als Klage und Plage?
Arme Seele, nimm dich in acht,
Es kommen seltsame Tage!

Du spürst ihr Nahen schon wunderbar,
Ein holdes, himmlisches Treiben!
Die Sterne winken dir groß und klar
Von oben her durch die Scheiben.

Und Englein huschen am Gartenzaun,
Krausköpfig Flügelgesindel,
Und tuscheln leise im Abendgraun
Von Christkinds Krippe und Windeln.

Verstohlen schleicht es wie Sonnenduft
Dir nach auf Treppen und Gängen,
Ein Singen geht durch die Winterluft,
Das bleibt im Ohre dir hängen.

Ach, alte Lieder von liebem Klang –
Die Mutter sang sie vor Zeiten –
Und es pocht das Herz so selig-bang,
Als müsse das Christkind läuten.

Und es kommt ein Abend, da brichts heraus,
Da kannst du nicht mehr entrinnen.
Da ist ein Jauchzen von Haus zu Haus,
Ein Leuchten draußen und drinnen.

Und die Glocken dringen von jedem Turm
Über den Schnee der Gassen;
Da wird der heilige Liebessturm
Auch dir die Seele erfassen,

Und der Schrei der schluchzenden Sehnsucht bricht
Dir heiß von zuckender Lippe:
Zünde auch mir dein Himmelslicht,
Heiliges Kind in der Krippe.

~ L.v. Strauß-Torney

Ich wünsche Euch allen ein wahrhaft frohes und besinnliches Weihnachtsfest!

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1 Responses to Es kommen seltsame Tage

  1. alice sagt:

    soooo schön, danke, liebe Silke, auch dir und der ganzen Familie ein Frohes Weihnachtsfest

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