Organspende-Krimi
Ich weiß nicht, wie oft ich schon einen Organspendeausweis im Geldbeutel hatte, ihn dann wieder zerschnitten und dann irgendwann doch wieder einen neuen ausgefüllt habe.
Aufmerksam geworden über die Ankündigung einer Lesung der Autorin Friedericke Schmöe hier in Bamberg, die ich leider nicht besuchen konnte, habe ich mir ihr neustes Buch gekauft:
Ein Toter, der nicht sterben darf
Ich fand es zunächst mal nur spannend, das brisante Thema Organspende über das Medium „Krimi“ anzupacken.
Der Roman polarisiert. Das Thema Organspende wird von zwei Seiten beleuchtet – aus der Sicht des Empfangenden und des Gebenden bzw. dessen Angehörigen. Und gerade das macht das Buch so spannend und informativ zugleich. Die Krimihandlung ist dabei fast nebensächlich.
Zum einen wird beschrieben wie glücklich und dankbar Alexa, die Empfängerin, mit dem neuen Herzen ist, wie schwer sie sich aber auch damit tut, zu wissen, in ihr schlägt das Herz eines Verstorbenen, der ihr damit das Leben gerettet hat. Sie fühlt sich dem Spender auf seltsame Weise verbunden und möchte mehr über ihn erfahren.
Und auf der anderen Seite stehen die Angehörigen des jungen Mannes, dessen Herz nun in Alexa schlägt, die, wie viele Angehörige, mit der Situation total überfordert sind, vor allem dann, wenn der Hirntote keinen Spenderausweis bei sich trägt.
In dem Buch ist es ein Arzt, der die Angehörigen zu einer Organentnahme überreden muss. Er kommt aber auf Dauer damit nicht klar und entschließt sich, mit dem brisanten Thema und der Handhabung an seiner Klinik an die Öffentlichkeit zu gehen.
»Alexa bekommt ein Herz transplantiert. Nun geschehen seltsame Dinge – lebt der Mann, der sterben musste, um sie leben zu lassen, in ihr weiter? Alexa forscht mit Ghostwriterin Kea Laverde nach und findet heraus, wer der Spender ist. Doch der ist an einem zweifelhaften Unfall gestorben … Ein nachdenklicher, psychologisch ausgeklügelter Krimi über die Suche nach dem Ich und die Frage, ob man ein anderer werden kann.«
Gut sind auch die Quellenangaben am Ende des Buches – Bücher wie auch Internetlinks über die sich jeder, der an dem Thema Organspende interessiert ist, informieren kann.
Wann ist ein Mensch wirklich tot?
Haben Organe ein Gedächtnis?
Kann man als Organspender würdig sterben?
Ein Buch, dessen Thema Seele und Geist berührt. Fragen, die mir nahe gegangen sind und mich erneut nachdenken lassen. Mich hat der Krimi, auch wenn es sich bei der Geschichte um reine Fiktion handelt, sehr skeptisch gestimmt. Meinen Organspendeausweis habe ich vorerst mal wieder aus dem Portemonnaie genommen (wie schon häufiger).
Ich bin bei der DKMS registriert. Auch eine Lebendspende wie Niere oder ein Teil der Leber kommt für mich in Frage.
Im Hinblick auf das Organspenden bin ich inzwischen mal wieder gespalten. Und das, obwohl ich im Grunde erstmal der Meinung bin, die Möglichkeit des Spendens meiner Organe sei aus einem ethischen Blickwinkel heraus ein Akt der Solidarität und die Chance, ein anderes Menschenleben zu retten.
Ich muss mich neu sortieren …
[Wer sich ein wenig mehr informieren möchte – interessant zu diesem
Thema ist auch das Ergebnis des FAZ-Faktenchecks zur Organspende:
Von Toten und Sterbenden.]
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6 Responses to Organspende-Krimi
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WORTGEWÖLK
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Ein schwieriges Thema … führt man es aber zurück auf den „Boden der Tatsachen“ …. Organe können das Leben Anderer retten. Üble und zweifelhafte Machenschaften rund um dieses Thema sollten aber nicht zu einer Verweigerung von Spenden führen. Hier leiden Unschuldige …. Trotzdem – deine Gedankengänge kann ich sehr gut nachvollziehen.
Organspende ist ein sehr heikles, aber auch wichtiges Thema. Ich besitze auch einen Organspendeausweis, weil ich einem kranken Menschen gern mit meinen Organen helfen möchte. So ermöglicht man immerhin das Weiterleben. Der Krimi klingt wirklich sehr interessant, vielleicht ein Buch, welches ich demnächst lesen werde :)
Ich habe das Buch auch gelesen, es gehört zum Besten, was es in diesem Genre gibt. Schade, dass die Autorin noch nicht so bekannt ist.
Hm, Organspende ist ein echt schwieriges Thema, ich persönlich habe mich vor Jahren damit befasst und für mich selbst die Entscheidung getroffen, das ich nicht möchte das meine Organe nach meinem Tod weiterverwendet werden dürfen, dieses habe ich auch im Organspendeausweis eingetragen, das liegt nicht daran das ich Angst hätte noch nicht “ ganz tot“ zu sein, sondern für mich persönlich würde es selbst nicht in Frage kommen ein Organ von einem toten Menschen anzunehmen. Bei Lebendspenden bin ich mir nicht sicher, denke damit sollte ich mich mal mehr beschäftigen.
Ich kenne das Buch noch nicht, allerding kann ich mir gut vorstellen, das es einige Leute die es lesen, dazu animieren könnte, sich selbst einmal mit dem Thema auseinander zusetzen und sich Gedanken über Organspende zu machen.
Seit über 40 Jahren diskutieren Wissenschaftler darüber, ob der Hirntod der Tod eines Menschen ist, wie es die Transplantationsmedizin behauptet, oder ob der Hirntod ein Moment im Sterben eines Menschen ist.
Auch ich informiere mich schon seit vielen Jahren pro und kontra zum Thema Organspende und einer Antwort auf die Frage: Ist Organtransplantation ein Akt der Nächstenliebe oder eher ein lukratives Geschäft?
Und so empfehle ich allen die sich mitten im Entscheidungsprozess befinden folgende Bücher
„sterben auf Bestellung“ – Fakten zur Organentnahme – von Gutjahr/Jung
„unversehrt sterben!“ – der Kampf einer Mutter – von Renate Greinert und
„Organspende“ – die verschwiegene Wahrheit – von Richard Fuchs
Letztendlich muss, soll und darf das jeder Erwachsene mit sich selbst abmachen und für sich entscheiden, ob und wenn ja, welche Organe er spenden würde. Allerdings sollte die Entscheidung den nächsten Angehörigen bekannt sein, am besten eben schriftlich festgehalten.
Grundsätzlich wäre ich aber auf jeden Fall für die schon in vielen Ländern praktizierte „Widerspruchslösung“. Außerdem denke ich, dass man, entscheidet man sich dafür, keine Organe spenden zu wollen, auch keine fremden Organe für sich selbst in Anspruch nehmen darf.
Schwierig wird’s dann natürlich, wenn ein Dir anvertrauter Mensch wie z. B. Dein eigenes Kind, noch nicht alleine entscheiden darf/kann, ein fremdes Organ zum Überleben benötigt, man aber eigentlich gegen Organspende ist.
Meine beiden größten Bedenken für mich persönlich in Richtung Explantation sind:
1. Die Hinterbliebenen können sich nicht von einem „echten“ Toten verabschieden.
2. Ich selbst spüre die Tests, mir werden also ggf. Schmerzen zugefügt, die den Hirntod beweisen sollen, weill ich eben noch nicht „ganz tot“ bin.