MuttertagIch kenne Mütter, die beleidigt sind, wenn niemand an ihren Muttertag denkt. Das ist nicht mein Ding.
Aber ich kenne auch Mütter, die rea­gieren fast schon allergisch auf das Wort „Muttertag“. Auf einen Tag im Jahr, an dem sie im Bett frühstücken sollen – zum Teufel mit den pieksenden Krümeln, die einen noch Wochen später, aus dem nächtlichen Schlaf reißen – den Tisch gedeckt vorfinden, Blumen, gemalte Bilder oder ganz schlimm, eine Küchenmaschine geschenkt bekommen. Sie wollen keinen extra Tag – alles Heuchelei. Alles nur Kommerz.

Grundsätzlich zähle ich mich eher zur zweiten Fraktion. Was soll das ganze Getue um den Muttertag?

Ja, es ist Kommerz. Ein einträglicher Tag für Blumengeschäfte und viele Restaurants. Trotzdem, ich würde lügen, wenn ich nicht sage, dass ich mich dennoch über eine kleine Geste meiner Kinder freuen kann. Oder meiner Mutter dafür danke, dass sie mich auf die Welt gebracht hat.

Wahrscheinlich steckt aber etwas ganz anderes hinter einer allergischen Reaktion auf den Muttertag. Es ist der Wunsch nach Wertschätzung und Anerkennung des Mutterseins über den einzelnen Tag hinaus. Der Wunsch nach einem „Dank“ zwischendurch, der Wunsch nach Achtsamkeit, selbst wenn man „nur“ Mutter ist, der Wunsch, dass die Gesellschaft auch Müttern mehr praktikable Karrierechanchen auf dem Arbeitsmarkt einräumt…

So ein Muttertag könnte auch mal ein Nachdenktag sein  – nachdenken über die Rolle der Frauen in und für unsere Gesellschaft. Oder noch besser darüber, welche Rolle nicht nur die Mütter, sondern auch die Väter, die Eltern in unserer Gesellschaft haben. Sie stellen sich der Aufgabe, Kindern ein Zuhause zu geben, in dem sie Liebe, Sicherheit und Geborgenheit erfahren. Das brauchen Kinder, damit sie unsere Gesellschaft mittragen und bereichern können, auch später, wenn sie erwachsen sind.

Scheinbar benötigen wir ab und an besondere Zeiten des Gedenkens, des Innehaltens. Gedenktage für Wichtiges, was nicht vergessen werden soll und darf. Ob das nun der Muttertag, Weihnachten, der „zweite“ Geburtstag, der Tag des Kennenlernens oder der Tag des ersten Kuss ist… So funktionieren wir. Sonst geht zu vieles im Alltag und der Selbstverständlichkeit unter.

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2 Responses to Muttertag

  1. Margot sagt:

    Liebe Silke,
    ich gehöre auch definitiv zur „radikalen“ zweiten Fraktion. Ich dachte auch immer, dass Adolf etwas damit zu tun hat. Und das denken viele. Im Netz konnte ich aber gerade folgenden Beitrag darüber lesen.Allen einen schönen Montag;-)
    Den Muttertag gibt es schon sehr lange. Über hundert Jahre ist er alt. 1907 begann die Amerikanerin Ann Jarvis, um einen Ehrentag für Mütter zu kämpfen. Ihre eigene Mutter war ein Jahr vorher gestorben. Darüber war Ann Jarvis sehr traurig. Sie fand, dass alle Mütter einen Ehrentag verdient haben. Und zwar solange sie leben. 1914 war es dann soweit: In den USA wurde der Muttertag zu einem offiziellen Staatsfeiertag erklärt. Deutschland übernahm den Brauch. Ann Jarvis hatte die weiße Nelke als Symbol des Muttertags eingeführt. Daher war und ist das klassische Geschenk für Mütter an diesem Tag ein Strauß Blumen. Dabei ging es Ann Jarvis nie um Geschenke. Der Muttertag sollte ein Tag des Herzens, nicht des Geldbeutels sein.

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