Meryl Streeps gefälschtes Zitat
Zufall oder nicht – gerade erst die Best-Ager-Komödie „Wie beim ersten Mal“ mit Meryl Streep und Tommy Lee Jones gesehen, da läuft es mir heute morgen mal wieder bei Facebook über den Weg:
Seit ungefähr einem Jahr macht das nachfolgende Zitat in den sozialen Medien die Runde und wird der großartigen Schauspielerin Meryl Streep zugeschrieben.
Tatsächlich stammen die Worte nicht von Meryl Streep, sondern von José Micard Teixeira, einem portugiesischen Autoren (keine Frau, und auch kein über 60Jähriger). So oder so – zumindest bedenkenswerte Worte.
»Ich habe für bestimmte Dinge nicht mehr die Geduld. Nicht, weil ich arrogant geworden bin, sondern einfach, weil ich einen Punkt in meinem Leben erreicht habe, wo ich keine Zeit mehr vergeuden möchte mit Dingen, die mir missfallen oder weh tun. Ich habe keine Geduld mehr für Zynismus, übertriebene Kritik und Forderungen jeglicher Art. Ich unternehme keine Anstrengenungen mehr, denjenigenzu gefallen, die mich nicht mögen, die zu lieben, die mich ablehnen und jenen zuzulächeln, die mir niemals ein Lachen schenken.
Ich verschwende keine einzige Minute mit Menschen, die lügen oder mich manipulieren wollen. Auch akzeptiere ich keine Heuchelei, Unehrlichkeit und billiges Lob. Selektive Gelehrsamkeit und akademische Arroganz toleriere ich nicht mehr. Ich hasse Konflikte und Vergleiche.
Unsere Welt besteht aus Gegensätzen und darum meide ich starre und unflexible Menschen. Bei Freundschaften ist mir Loyalität wichtig. Mit Verrat kann ich nicht umgehen. Ich komme nicht mit Menschen klar, die keine Komplimente machen können und keine ermutigenden Worte finden. Übertreibungen langweilen mich. Ferner habe ich Schwierigkeiten mit Menschen, die keine Tiere mögen. Und darüberhinaus habe ich keine Geduld mit jemanden, der meine Geduld nicht verdient hat.«
~ José Micard Teixeira
Es ist die Qualität in allen Bereichen des Lebens, die zählt
– Zeit ist endlich.
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Wenn ich mir so die ein oder andere Reaktion auf die Worte von Teixeira anschaue, dann ist es schon interessant, wie unterschiedlich doch so manche Textinhalte von jedem Einzelnen von uns interpretiert werden können.
Naja, ich empfinde die Worte des portugiesischen Autoren zunächst auch als sehr kraftvoll – auf der einen Seite. Und es ist mit Sicherheit auch viel in ihnen, wenn sich viele Menschen mit diesen Worten identifizieren können.
Zeigen sie doch den Wunsch nach mehr Egoismus/Selbstbezogenheit/Selbstbestimmtheit, der vielleicht tatsächlich auch erstmal da sein muss, bevor man wieder mehr Mitgefühl und Geduld für und mit anderen haben kann.
Allerdings verstehe ich sie für mich nicht als eine immer geltende Aufforderung zu „So bin ich und so bleib ich“, weil ich davon überzeugt bin, dass man immer an sich arbeitet, arbeiten muss, das Miteinander reflektiert.
Ich meine, sie können nur für einen Moment oder auch eine Phase im Geisteszustand eines Menschen Gültigkeit haben (und da sicherlich mit all ihrer Konsequenz), aber nicht als ein Programm, welches für das ganze Leben gelten sollte.
Warum? Weil sie für mich auf der anderen Seite auch einen Mangel an Liebe/Empathie für andere Menschen ausdrücken, eine egoistische Orientierung offenbaren, die, wenn man sie alleine verfolgt, nicht zum Miteinanderauskommen beitragen. Auch denke ich nicht, dass sich jemand tatsächlich so frei von allem machen kann, was ihn bewußt oder unbewußt beeinflußt.
Die Worte sind mächtig – fassen sie doch menschliches Verhalten zusammen, welches wir alle wohl schon mehr oder weniger stark erlebt und empfunden haben.
Darin liegt für mich die Kraft dieser Worte: eine Gelegenheit, über die Auswahl unserer persönlichen Verhaltensweisen gegenüber unseren Mitmenschen nachzudenken. Und mit diesen unterschiedlichen Verhaltensweisen auch Entscheidungen zu treffen.
Allerdings beschönigen die Worte auch ein um mich herum zentriertes Universum, welches auf Dauer mitunter gerade eben nicht für das Miteinander förderlich sein kann, sondern im schlimmsten Fall eben genau das Gegenteil bewirkt – Unverständnis, Intoleranz, Ungeduld, Verurteilung, Groll, Wut …
Und ganz leise zwischen den Zeilen, klingen die Worte für mich außerdem auch wie ein Ruf nach mehr Verständnis und Liebe.
Vielleicht ist es im Ganzen etwas zu „hart“ oder es wirkt nur so. Wie du sagtest, wirkt es ein wenig so, als wäre der Autor zuvor verletzt worden oder er sehnt sich nach Verbündeten, mit denen er eine Tiefe erreicht, die er bislang nicht erreichen konnte. Menschen zu finden, die einen wirklich verstehen oder zumindest aufrichtig versuchen zu verstehen, findet man wirklich nicht sehr häufig. Viele sind einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt und können/ wollen nicht aktiv zuhören.
Sicherlich gibt es nicht nur Schwarz und Weiß. Aber ich habe mittlerweile auch ein besseres Gefühl dafür entwickelt, wer mir gut tut und wer nicht. Manchmal kann ich es sachlich begründen, manchmal ist es auch einfach nur eine intuitive Sache. Wenn ich merke, dass mir jemand einfach die Kraft raubt und mich „auslaugt“ und das dauerhaft so ist, reduziere ich den Kontakt / vermeide ihn gänzlich oder beschränke es auf die oberflächliche Basis, wenn man den Menschen der Situation nicht aus dem Weg gehen kann.
Ich kann nicht genau interpretieren was er mit selektiver Gelehrsamkeit meint. Arroganz von Akademikern, die die Auffassung vertreten, sie stünden über den Dingen/ anderen Personen… und selektive Gelehrtheit im Sinne von : es ist nur einem bestimmten Kreis vorbehalten, gute Bildung/ Förderung zu erfahren? Oder eine Person ist nur in einem bestimmten Bereich gebildet?