Was soll Schule denn noch alles leisten?_fundwerke_052015Laut einer Umfrage des Institutes YouGov sind 75 Prozent aller deutschen Bürger dafür, dass ein Schulfach „Benehmen“ zumindest als Wahlfach, wenn nicht sogar verpflichtend eingeführt wird.

Aha ….

Jetzt mal im Ernst. Soll damit offiziell das für Schulen und Pädagogen zum Unterrichtsinhalt gemacht werden, was doch in den ersten Jahren eigentlich Bestandteil elterlicher Erziehung und Fürsorge sein sollte?
Super Alibi für die Eltern, die schon heute diesen Auftrag im Austausch mit ihren Kindern nicht verantwortlich ernst nehmen, weil ihnen die Erziehung ihrer Kinder zu anstrengend, kompliziert und zeitaufwändig ist, sich dann noch mehr zurücklehnen und sagen zu können, die Schule müsse das dann machen.

Ich finde es bedenklich, wenn zurechnungsfähige Eltern auch diesen Erziehungsauftrag der Charakterbildung mit der Vermittlung von Werten im gegenseitigen Umgang miteinander wegdelegieren wollen. Mal ganz unabhängig davon, dass gerade die Lehrer und Lehrerinnen in den Grundschulen heute schon häufig genug erstmal für die ein oder anderen Kids feste Regeln im Miteinander erarbeiten müssen, bevor überhaupt ‚echter‘ Unterricht stattfinden kann.
Da gibt es Erstklässler, die grundsätzlich dazwischen brüllen, Toiletten versauen, Stühle während der Unterrichtszeit umwerfen und nicht mehr aufheben wollen, anderer Kinder Eigentum mutwillig zerstören …

Wenn Eltern als Vorbilder wegfallen, dann kann das auch keine Schule mehr wieder ins Lot bringen. Es kann doch nicht sein, dass jeder gesellschaftliche Missstand durch ein neues Schulfach bekämpft werden soll.

Mal ganz abgesehen davon – tut man den durchaus vorhandenen, netten, gut erzogenen jungen Leuten mit den Forderungen nach einem Unterrichtsfach „Benehmen“ nicht auch Unrecht? Was ist mit den Erwachsenen im Land der Dichter und Denker, die auf alles Mögliche pfeifen?

Eltern, Politik, das soziale Umfeld und Lehrer – sie alle sind dafür verantwortlich, dass aus Kindern verantwortungsvolle Menschen werden. Sicher, Schule kann bei der Wertevermittlung unterstützen, aber das Thema doch nicht alleine wuppen.

Überhaupt – als ich gestern zum ersten Mal zu diesem Thema etwas gelesen hatte, saß ich gerade im Gras, hinter mir ein (Eltern)Paar, beide so um die Mitte 50, und der Mann rülpste in einer Tour so eklig laut, dass es alle Kids quer über den Sportplatz hören konnten. Die Frau fand’s amüsant. Und ich hab‘ mir einen anderen Platz an der Sonne gesucht – mir war inzwischen übel geworden.

Vielleicht wäre die Unterrichtung in Benehmen eher bei einigen Erwachsenen, sozusagen als Teil eines Elternführerscheins, angesagt?!?

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5 Responses to Was soll Schule denn noch alles leisten?

  1. Thomas sagt:

    Eigentlich sollte das alles einen Bestandteil elterlicher Erziehung und Fürsorge sein, aber das ist kein Geheimnis, dass die Eltern arbeiten müssen und sehr oft total keine Zeit für ihre Kinder haben. Natürlich, es gibt auch viele Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, aber trotzdem glaube ich, dass sie sich in der Minderheit befinden. Viele Menschen pendeln auch zur Abeit und das nimmt noch mehr Zeit, die sie normalerweise mit den Kindern verbringen könnten, viele fahren geschäftlich ins Ausland für eine lange Zeit usw. Ich denke, du bist ein bisschen ungerecht. Die Zeiten haben sich geändert, die Kinder verbringen immer weniger Zeit mit ihren Eltern, denn der Arbeitsmarkt fordert das. Und ich hoffe, du möchtest doch die Frauen nicht wieder zu Hause einsperren, damit sie die Kinder erziehen könnten. In unseren Zeiten muss die Schule das alles auf sich nehmen.

    • fundwerke sagt:

      Ganz egal, ob u.a. der Arbeitsmarkt oder was auch immer dafür sorgt, dass Kinder weniger Zeit mit ihren Eltern verbringen, Kindern Benehmen beizubringen, ist schlicht und einfach anstrengend und eine Menge Arbeit.
      Und das hat auch gar nichts damit zu tun, dass dann Frauen wieder mehr zu Hause bleiben sollten, um diesem Erziehungsauftrg gerecht zu werden. Schließlich sollte die Erziehung von Kindern in den Händen beider Elternteile liegen, ganz egal wer wieviel berufstätig ist, oder auch nicht.
      Wenn ich mich so umschaue, beobachte ich immer wieder Eltern, die versuchen, zunehmend Erziehungsarbeit auf Kindergärten, Schulen, etc. zu verlagern; das hat erstmal nichts mit „Vernachlässigung“ zu tun.
      Es ist für einige eben einfacher: Man hat jemanden, den man bei Nichterfolg verantwortlich machen kann und hat selber eine entspanntere Eltern-Kind-Beziehung, weil es ggf. zu Hause weniger Konflikte gibt. Allerdings muss man als Familie dann aber auch mit dem schlechten Benehmen leben können und auch damit, vielleicht nicht mehr überall gern gesehen zu werden.

      Damit aus Kindern verantwortungsvolle, „tugendhafte“ Menschen werden, sollten Eltern auf jeden Fall ihren Auftrag der elterlichen Erziehung und Fürsorge wahrnehmen. Ob es dann später tatsächlich klappt, dafür gibt es zwar keine Garantie, aber diese Anstrengungen gehören eben zum Elternsein dazu, wenn man sich freiwillig dazu entschlossen hat, Kinder in die Welt zu setzen.

      Auch in der heutigen Zeit muss, darf und kann diese Erziehungsarbeit – so meine Meinung – auf keinen Fall allein Auftrag der Schule sein.
      Mal ganz abgesehen von dem großen Fragezeichen, was dann mit den Kindern in den Jahren bis zur Einschulung so passiert!?!

  2. Frank sagt:

    Die Schule kann kein kompletter Ersatz für die elterliche Erziehungsarbeit sein. Das würde auch gar nicht funktionieren, weil bei den „Problemkindern“ die Akzeptanz fehlt. So ein Schulfach kann bestenfalls eine Ergänzung sein.

    Ich kann aber auch sehr gut die Lehrer verstehen, die diese Aufgabe ganz und gar bei den Eltern sehen. Recht haben sie! Nur die Praxis zeigt, dass es immer weniger funktioniert. Schuld daran ist die gesellschaftliche Entwicklung, die zum einen viele Menschen mit ihren Kindern überfordert, aufgrund der immer höheren Ansprüche in der Arbeitswelt. Zum anderen gehen zunehmend Normen und Werte in unserer Gesellschaft verloren.

    Mag sein dass ein Schulfach „Benehmen“ nicht viel daran ändern kann. Es ist zumindest lobenswert, dass darüber nachgedacht wird etwas zu unternehmen, statt mit dem Zeigefinger in Richtung der Eltern zu zeigen, die entweder nicht können, nicht wollen oder nicht in der Lage sind.

  3. Schukov sagt:

    Erziehung gehört einfach in die Hand der Eltern.
    Da darf es kein Schulfach oder sonstiges geben.
    Die Zeit muss man sich einfach nehmen.

    Man kann aber auch seine Ruhe haben und dem Kind eine Playstation holen.
    Dann hat man genug Zeit für Job, Haushalt oder einfach nur auf der Couch entspannen und liegen.

    Wenn Benehmen erst ab dem 6. Schuljahr beigebracht wird, ist es doch schon viel zu spät!
    Die ersten Jahre sind entscheidend und da muss man sich auch mal durchsetzen gegen die kleinen Rabauken.

    Aber keine Frage…Zu Zweit ist es schon anstrengend und wenn dann eine Person alles machen muss…oje oje

    Aber ich finde dass das der falsche Ansatz ist.

  4. Meiner Meinung nach ist die Schule dafür zuständig den Kindern Fremdsprachen (mind. English) beizubringen, dazu noch die Fächer die schon seit Jahrhunderten unterrichtet werden wie Mathe, Deutsch und Co.

    Man kann doch nicht wirklich erwarten, dass man in der Schule noch lernen soll, wie man sich zu benehmen hat, dafür sind schließlich die Eltern zuständig. Es gibt ja auch Benehmunterricht an privaten Schulen, falls die Eltern überfordert sind, aber ein Fach in der Schule und dann noch als Pflichtfach zu planen wäre ein wenig verrückt.

    Gruß,
    Daniel

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