In den vergangenen Wochen wollte und musste ich mich mit ein paar Themen über den normalen Alltag hinaus beschäftigen – Grundseminar zur Sterbe-Begleiterin, Planung einer OP noch vor Weihnachten (ich schenke mir eine neue Hüfte), Tod des Papas einer sehr guten Freundin – da wurde mir so Einiges klarer:

Es gibt den Kummer,

der seinen Ursprung in der Liebe hat. Daraus, kein Leid für einen anderen zu wollen. Aus der Sorge heraus, aus dem Beobachten eines Kampfes und dabei nicht zu wissen, ob man eingreifen oder besser zurück treten soll.

Es gibt die Melancholie,

die aus der Schönheit entsteht. Aus dem Wunder eines Blickes, der Weichheit der Haut, der Stärke einer Umarmung, der Zerbrechlichkeit eines Gesichtes.

Es gibt das Bedauern,

das aus dem Glück entsteht. Aus dem Gefühl, in diesem Moment ein glücklicher Mensch zu sein und dabei genau zu wissen, dass es nicht immer so bleiben kann und dennoch zu wünschen, dass das Gefühl niemals endet.

Es gibt die Traurigkeit,

die aus der Sehnsucht entsteht. Aus dem Wunsch, noch einmal zu einer Zeit zurückkehren zu wollen, die lang vorbei ist, und genau so nie wieder sein wird; und die große Dankbarkeit, dies wenigstens zu wissen.

Es gibt die Sorge,

die aus der Ausgelassenheit kommt, aus dem Gutem, aus der Sorglosigkeit. All das kann verebben und verblassen, es wird vergehen, ist am Ende nicht mehr wichtig. Aber gerade jetzt ist diese Lebensfreude da, fühlt sich an wie ein kräftiger Herzschlag, ein richtungsweisender Rhythmus, auf den man sich verlassen kann, den man in sich spürt, der erst dann vergehen wird, wenn mich mein letzter Atemzug eines Tages verlassen wird.

Es gibt den Schmerz,

der aus der Begegnung entsteht, aus der Erkenntnis beim Abschied, dass dieser Mensch Dir nie richtig zuhören wird, man ihn selbst wohl auch nie wirklich verstehen, nicht begreifen wird.

Und – es gibt die Freude

Eines wurde mir unter anderem in den letzten Wochen bewußt: auch die kleinsten Momente von Freude sind ein Schlüssel zum Leben, man muss sie nur zulassen und entdecken.
Ich bin dankbar für das Wunder, am Leben zu sein, für all den Wahnsinn, das Durcheinander, die Anstrengungen, das Glück, die heiteren Momente und die Lebenslust, die das Leben mit sich bringt.

Das Leben ist kein konstanter Zustand, auch wenn ich mich immer wieder nach diesem ruhigen Plätschern sehne. Es ist ein stetiges Strömen, das manchmal hohe Wellen schlägt, manchmal brodelt und manchmal leise fließt. Mittendrin in diesem kostbaren Leben, erinnert mich das Leben immer wieder daran, mich zu fragen, was mir wichtig ist.

Das Leben ist kompliziert – wie Ebbe und Flut.

Das Leben ist schwer– es verdunkelt sich, wenn da niemand ist, der unsere Geschichten mit uns teilt.

Das Leben ist schön – es wird hell, wenn mein Leben das Leben anderer berührt, wenn ich Teil der Geschichten anderer werde und man zusammen Geschichten schreibt, die jeder dann doch seine eigene nennen kann.

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