Libyen 2009Die aktuelle ARD-Themenwoche 2012 trägt den Titel: Leben mit dem Tod. Obwohl das Thema doch jeden von uns betrifft, ist es leider nach wie vor bei vielen Menschen tabu, darüber zu sprechen. Sterben und Tod, darüber redet man nicht offen. Der Tod hat in unserem Alltag oft keinen Platz. Dabei bin ich davon überzeugt, dass es allen helfen würde, sich offener über das Sterben und den Tod auszutauschen, auch um Ängste abzubauen.

Wir Erwachsene können leider selten so unbefangen über den Tod reden wie Kinder. Von ihnen können wir lernen. Gerade weil Kinder am Anfang des Lebens stehen und weil der Tod ernst ist und endgültig ist. Was ich allerdings nicht leiden kann ist, wenn der Tod im Gespräch mit Kindern so merkwürdig umschrieben wird – „Oma ist von uns gegangen. Tante Jutta macht eine lange Reise oder Tina ist für immer eingeschlafen.“ Ich meine, was soll das? Kinder denken nicht abstrakt. Sie verstehen solche Aussagen eher wörtlich.

Wer garantiert ihnen, dass Oma und Opa von ihrer Urlaubsreise zurückkehren? Oder dass sie selbst morgens wieder aufwachen, wenn sie abends einschlafen sollen? Kein Wunder, dass sie dann evtl. Angst bekommen. Angst, die sich später auch nach wie vor bei uns Erwachsenen zeigt. Die Endgültigkeit des Todes herunterzuspielen, erzeugt doch nur unnötig Probleme. Was ist falsch daran zu sagen, dass der Tot zwar aussieht, als ob jemand schlafe. Dass es aber anders ist, weil der, der gestorben ist, nicht mehr atmet, das Herz nicht mehr schlägt und der Körper ganz kalt wird?

Die ARD-Themenwoche beschäftigt sich mit den Fragen „Wie wir umgehen mit dem Tod“, „Wie wir sterben wollen“ und „Was am Ende bleibt“.

Der dritte inhaltliche Schwerpunkt erinnert mich an ein sehr schönes, berührendes Buch, was ich vor knapp drei Jahren gelesen habe:

Was bleibt – Nachrufe

50 Nachrufe. 50 Geschichten mitten aus dem Leben, komisch, rührend, spannend, skurril und immer einmalig.

Die 50 Geschichten haben ihren Ursprung auf der Nachrufseite des Berliner Tagesspiegels, einem Projekt, bei dem der Redakteur David Ensikat und seine Autoren über die Schicksale öffentlich unbekannter Verstorbener berichten. Um mehr über die Verstorbenen zu erfahren, gehen die Berliner Autoren Lebensläufen nach, die sich hinter kürzlich veröffentlichten Todesanzeigen verbergen; sie sprechen mit Angehörigen, Freunden und Bekannten. Die Verstorbenen waren nicht prominent, ihre Lebenleistungen auf den ersten Blick vielleicht nicht so beachtlich. Dass aber jedes Leben beachtenswert ist, dass sich über jedes Leben unvergleichliche und bewegende Geschichten erzählen lassen, beweisen diese Nachrufe auf ganz „normale“ Menschen.

Beim Lesen des Buches hatte ich mal wieder gespürt, wie der Tod uns das Leben mit anderen Augen sehen lässt. Es tut gut, sich diesem Thema zu stellen, es nicht totzuschweigen. Die Auseinandersetzung mit dem Lebensende ist immer verbunden mit dem Nachdenken über unser eigenes Leben. Auch wenn die Beschäftigung mit dem Tod eine sehr sensible Angelegenheit ist – ich kann nur jeden dazu ermutigen, seine Sprachlosigkeit zu überwinden.

[Passend zum Thema habe ich bereits vor ein paar Woche einen interessanten
Blog der Diplomtheologin Birgit Aurelia Janetzky entdeckt: GRABAUF - GRABAB.]

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