Erst neulich stellte sich bei einer Diskussion im Freundeskreis die Frage, warum die jungen Leute kaum mehr eMails schreiben; das sei doch schließlich fast das Gleiche wie SMS, bei weitem nicht so teuer wie jede SMS und das (fast) kostenlose, aber umstrittene WhatsApp müsste dann auch nicht genutzt werden.

Große Empörung auf der Seite des fast Jugendlichen. eMails seien doch gar nicht mehr hip; das Schreiben von eMails fast schon altbacken.

Die Erwachsenen am Tisch dagegen meinten eher, ohne eMail gehe gar nichts. So oder so ähnlich würden das wohl auch viele Ü30er bestätigen, aber sicherlich nicht mehr die Generationen darunter. Eine eMail-Adresse sollte man haben, sie täglich nutzen muss man jedoch nicht, so wahrscheinlich eher deren Antwort.

Die eMail ist eine der beherrschende Kommunikationsformen einer ganzen Generation. Einer Generation ja, aber ich denke längst nicht mehr der aktuellen „jungen“ Generation.

Warum ist das so?

Kommunikation ändert sich

Die Kommunikationskultur ändert sich radikal. Sie bringt ungewohnte und unkonventionelle Phänomene wie zum Beispiel auch die Meinungsverbreitung mit Hilfe von Blogs, den Austausch über Fanpages oder die breite digitale Vernetzung mit sich.

Fragt man eine jüngere Person nach ihrer eMail-Adresse, bekommt man häufig als Antwort: „Ich bin bei Facebook.“ Facebook wird nicht mehr nur als Soziales Netzwerk gesehen, sondern als akzeptabel Kommunikationsplattform.
Dabei vergessen jedoch wohl einige, dass sie zur Nutzung von Facebook gleich bei der Anmeldung eine eMail-Adresse benötigt haben. Fragt man sie dann nach genau dieser eMail-Adresse, bekommt man zu hören, dass man diese nur einmalig zu Anmeldung gebraucht hätte.

Facebook anstatt eMail

Warum kommuniziert die jüngere Generation lieber über Facebook oder andere Netzwerke? Wie kann es sein, dass viele gar nicht mehr genau sagen können, wie man ein digitales Postfach verwalten und darüber kommunizieren kann?

Für viele ist es ganz normal, ständig „on“ zu sein, viel Zeit auf Facebook zu verbringen, mehr als wir Ü30er und Ü40er, die, wenn wir diese Plattform nutzen, sie häufig anders verwenden. Angefangen damit, dass wir dort mitunter nur „Freunde“ haben, denen wir auch im echten Leben schon mal in die Augen geschaut haben.

Eine normale eMail zu schreiben, bedeutet hingegen für jüngere Leute, ggf. in ein anderes Programm wechseln zu müssen; sich an- und abmelden zu müssen u.ä. Das ist in deren Augen umständlich – wozu der Aufwand, wenn ich das von einer Plattform wie Facebook aus einfacher erledigen kann.
Dort muss ich ja noch nichtmal die eMail-Adresse des Empfängers kennen. Ich suche die Person in Facebook, gehe auf “Nachricht senden”, schreibe, klicke auf „Senden“ und weg damit. Dabei ist Facebook kein eMail-Programm, sondern eigentlich ein Chat; bei Abwesenheit des Empfängers, wird die gesendete Nachricht ins Facebook-Postfach legt.

Ü40

Als Ü40er steh‘ ich allerdings nach wie vor (auch) auf eMail! Ich habe zwar dieses Blog und nutze Facebook, Twitter konnte bei mir bislang aber noch nicht recht ziehen… Persönliche Gespräche, Telefonate, eMails, Chats sind für mich ein guter und etablierter Weg sich mit anderen Menschen auszutauschen.

Selbst wenn es uns vorkommt, als hätten wir Google (1998), Wikipedia (2001) oder Facebook (2004) schon immer genutzt, um etwas nachzuschlagen oder zu kommunizieren – die Gründungen liegen teilweise noch nicht einmal 15 Jahre zurück.
Wir „Alten“ können uns jedoch auch noch daran erinnern, wie es „vorher“ war, nutzen ggf. noch ältere Kommunikationsformen und tun uns mit den Neuern auch mal schwer. Nicht so die junge Generation. Sie ist wie selbstverständlich mit ihnen aufgewachsen. Die Bedienung eines Smartphones oder Tablets ist für viele Kinder rein intuitiv, sich per SMS zu verabreden eine Selbstverständlichkeit, unvorstellbar, alles im Vorfeld absprechen zu müssen, weil man wie früher kein Handy in der Tasche hat, um nochmals schnell alle zuvor gemachten Pläne über den Haufen werfen zu können…

Jung & Alt

Daher denke ich, dass wir, wollen wir die jünger Generation ein wenig besser verstehen, auch akzeptieren und verstehen sollten, dass sich deren Kommunikationskultur von unserer unterschiedet. Auch wenn das manchmal schwer nachvollziehbar ist, für das Zwischenmenschliche auch nicht immer von Vorteil. Sie nutzen andere Kanäle intensiver als wir.

Aber mal ehrlich – wir haben früher stundenlang telefoniert, was wiederum unsere Eltern auf die Palme bringen konnte …

Über genau diese unterschiedlichen, aber irgendwie auch ähnlich gelagerten Erfahrungen, könnte man sich dann ja auch wieder von Angesicht zu Angesicht unterhalten.

Und wer Lust hat, gemeinsam mal eine ganz alte Technik auszuprobieren, der findet hier die Anleitung zum Bau eines Dosentelefons:

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