Exhibitionismus

Tief in meinem Unterbewußtsein muss ich eine exhibitionistische Ader haben – warum blogge ich sonst wohl? Die Frage wird mir immer mal wieder von Leuten gestellt.

Auch gibt es Leute, die meinen, der Inhalt meiner Beiträge sei zu persönlich. Anderen dagegen sind sie nicht persönlich genug… Ich denke, darüber lässt sich unendlich lange streiten. Jeder hat zu dem Thema eine ihm ganz eigene, persönliche Überzeugung – abhängig von seinen sonstigen Kommunikationsformen, seinem Alter, seinen Interessen, seiner Lebenssituation u.ä., aber auch abhängig davon, ob mich ein Leser von fundwerke.de persönlich kennt oder nicht.

Wer mich persönlich kennt, liest meine Fundstücke im Blog mit Sicherheit in einem ganz anderen Zusammenhang, entdeckt an der ein oder anderen Stelle Weiteres zwischen den Zeilen oder aber vergisst schon mal, das andere Menschen nicht automatisch all die weiteren Hintergrundinfos zu mir abrufen können.

Gedankenabrisse, Empfehlungen jeglicher Art, der ein oder andere Erfahrungsbericht, persönliche Erlebnisse. Mein Blog hat kein festes Thema. Ich bloggge wild durch alle erdenklichen Genres, die mir über den Weg laufen. Meistens portioniert in onlinegerechte Häppchen. Die Leseaufmerksamkeit eines Surfers ist bekanntlich nicht immer die Größte.

Vielleicht ist es gerade diese Selbstdarstellung, die mich als Bloggerin in die Abhängigkeit treibt; mich dazu bringt, die Buxen manches Mal mehr runter zu lassen, als das andere Menschen in der Öffentlichkeit je machen würden.
Frei nach René Descartes: Ich schreibe, also bin ich… ;-)

Es gibt nackt und es gibt nackt

Jeder von uns hat seine eigene Definition von ’nackt‘. Die Playboy-Definition macht mich ziemlich nervös. Ich muss mir also überlegen, wie viel ‚Persönliches‘ ich auf fundwerke.de zu zeigen bereit bin. Ein Spannungsfeld von Öffentlichem und Privatem. Zu bestimmten Themen ‚lasse ich die Hosen runter‘, wenn ich ehrlich bin, wenn ich zugebe, dass ich berührt bin, gehe dann nach dem Schreiben auch wieder zur Tagesordnung über.

Andere ausziehen

Vielleicht haben ein paar Menschen, die mich kennen, die, wie ich meine, unbegründete Sorge, ich könnte sie auf meinem Blog auch mal ein wenig ausziehen? Keine Angst – mir ist schon klar, dass bei weitem nicht alle Menschen so wie ich bereit sind, im Netz aufzutauchen oder Stellung zu beziehen. Das zeigt sich schon allein daran, wie viele Personen z.T. meine Posts zwar lesen, sich aber nicht zu einem Kommentar hinreissen lassen, obwohl sie ja sicherlich auch eine Meinung zu meinem Geschriebenen haben. Mal abgesehen von der Zeit, die das Kommentieren in Anspruch nehmen würde.

Voyeurismus

Für mich als Bloggerin interessant ist, dass es jedoch eine ganze Menge mehr Menschen mit voyeuristischen Neigungen gibt.
Wie lässt sich sonst erklären, dass sich, seit ich Ende April ’12 mit dem Bloggen begonnen habe, inzwischen im Durschnitt 80 Besucher täglich auf meinem Blog umschauen und 50 Personen per RSS meine ‚Nachrichten‘ abonniert haben, um immer aktuell über alle Meldungen informiert zu sein.

Scheint also auf Leserseite anzukommen: Voyeurismus gehört dazu, Voyeurismus macht an.

Voyeurismus & Exhibitionismus sind soziale Strategien unserer Zeit geworden. Jeder einzelne geht nur anders damit um.

Wenn ich blogge, ist eben mein ganz persönlicher

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3 Responses to Buxen runter?

  1. Exhibitionismus und Voyeurismus als Triebfedern für´s bloggen. Ein interessanter Ansatz. Das man auch damit eine Leserschaft „begeistern“ kann, zeigt Ihr offensichlicher Erfolg.

    Es kommt halt auf die Form an, dann ist auch leicht, nicht mit der „Playboy-Definition“ in eine Schublade gesteckt zu werden. Und auch das ist Ihnen gelungen.

    Grundsätzlich sind Blogger oft auch einfach nur an anderen Menschen und dem was diese tun interessiert. So geht es mir selbst und aus diesem Grund führe ich zum Beispiel gerne Interviews.
    So kann man spannende Themen aufgreifen, selbst noch vom Wissen anderer lernen und auch noch darüber schreiben. Perfekt!

    • fundwerke sagt:

      Erstmal vielen Dank für ‚die Blumen‘, Herr Wenderoth.

      Auch ich erhalte meine Motivation u.a. aus meiner Neugier und meinem Wissensdurst mehr über Menschen und ihre Themen zu erfahren und damit auch über mich selbst. Dinge hinterfragen: Warum betroffen sein, wenn es einen selbst nicht betrifft? Warum hinsehen, wenn man auch wegschauen kann? Warum den Mund aufmachen, wenn man auch schweigen kann?

  2. Michelle sagt:

    Kann ein Blogger exhibitionistischer sein als Tausende User bei Facebook & Co., die tagtäglich wirklich alles von sich offenbaren?

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